Nixie-Uhr
Vor ein paar Wochen fand ich eine schon etwas betagte Platine mit ein paar Nixie-Röhren. Also schnell fragen, ob die Platine noch gebraucht wird und freuen, dass es nicht der Fall ist!
Aber halt, stopp, Moment! Was sind überhaupt Nixies?
Nixies sind mit Neon gefüllte Röhren, in denen sich dünne, aus Blech
ausgestanzte Ziffern befinden. Diese Ziffern sind mit feinen Drähtchen mit "der
Außenwelt" verbunden. Um die feinen Plättchen befindet sich ein feines Gitter,
die Anode. Nixies funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie Glimmlämpchen, der
Glimmentladung.
Die Nixie-Röhren sind (fast) immer wie folgt aufgebaut:
Damit die Plättchen zum leuchten angeregt werden, müssen sie wie Glimmlämpchen
mit Spannung versorgt werden - mit dem Unterschied, dass bei Nixies
Gleichspannung verwendet wird, da sonst auch das Gitter leuchtet. Wichtig ist
hier nur noch, dass die Spannung stimmt (meist um die 60-90V) und dass die
Kathode an Masse liegt.
Jetzt habe ich ungefähr erklärt wie Nixies aufgebaut sind und
wie sie funktionieren - aber woher kommt der Name?
Ende der 50er hat die Entwicklung der "numerischen Indikatoren" in der Firma
Burroughs begonnen. Dort wurden sie unter dem Namen "Numeric Indicator
Experimental No. 1" als Patent angemeldet, In der Firma war der
Kurzname der Anzeigen "NIX 1". Da es sich auch als Nixi liest, bürgerte sich der
Name "Nixie" relativ schnell ein (nachzulesen unter
http://www.vcalc.net/display2.htm).
Jetzt wäre schon einmal geklärt, was Nixies sind. Aber was soll
ich mit ihnen machen?
Inspiriert durch Internetseiten wie
CrappyThumb ist es
schnell klar: Es wird eine Uhr gebaut!
Als erstes werden die Röhren genauer unter die Lupe genommen - ich will ja wissen, ob alle noch funktionieren.
So sehen sie aus: NEC 236 LD8007 mit schon fast niedlicher
Zeichenhöhe von 10mm. Sie können Zahlen von 0-9 sowie einen Punkt darstellen. Der große Vorteil an den Röh(ch)ren: Die Beine sind mit der Halterung 2,54mm auseinander. Die Beine sind genauso wie bei einem IC im DIP 14 Gehäuse angeordnet. |
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Um zu testen, ob die Nixies noch leuchten, oder schon so
viel Luft gesaugt haben, dass das Neon schon zu wenig ist, dass sie
leuchten, habe ich die einzelnen Röhren kurz an meine Plasmakugel gehalten. Wie du auf dem Foto siehst, leuchtet außer der 4 auch das Neon am Glaskolben. Dies kommt allerdings daher, dass das Neon durch die hohe Spannung am Glaskörper angeregt wird. Im späteren Betrieb sieht man das Leuchten selbstverständlich nicht mehr. Rechts in der Nixie ist ein blauer Streifen zu sehen - das ist der Sauerstoff, das die Röhre mit der Zeit gesaugt hat. |
Alle Nixies sind soweit Ok, bis auf dass sie eine schon sehr hohe Zündspannung
von 90V haben.
Da kommt auch schon die nächste Frage: Wie mit einer Logik-Schaltung, die mit 5V
arbeitet, 90V schalten?
Treiber-ICs, die 100V und mehr schalten können kosten einiges und bei BC548 o.
ä. ist bei 30V Schluss. Relais? Nein! Erstens sind die zu laut und zweitens zu
teuer.
Zum Glück gibt es
Fairchild!
Der gefundene Transistor nennt sich
MSPA42 und reicht
dicke für die Anwendung. VCES=300V und IC=500mA.
...und Wunder, oh Wunder: Reichelt bietet die Transistoren für 9ct das Stück an.
Meine Uhr hat 6 Stellen, 10 Zahlen: 60 Transistoren. Aber Stopp: Normalerweise
geht doch eine Uhr nur bis 23:59:59. Sprich: wir brauchen nicht 60 MPSA42,
sondern nur noch 45. Somit erspart man etwas Geld und Lötarbeit.
Aber was, wenn ein Transistor stirbt und einen Kurzschluss zwischen Basis und
Kollektor verursacht?
Einen absoluten Schutz möchte ich nicht einbauen, aber ein bisschen sollte schon
drin sein: Ein 47k-Widerstand an der Basis begrenzt den, im Schadensfall
fließenden Strom, auf etwa 5mA. Die Logik sollte das ganze zumindest für kurze
Zeit aushalten können.
Also: EAGLE anwerfen - jetzt wird gezeichnet!
Die länglichen "Dinger" oben sind die Röhren (der Streifen darin ist die Anode
[Gitter], die Punkte die jeweiligen Ziffern), die Kreise dazwischen kleine
Glimmlämpchen.
Die Widerstände haben alle den Wert 47k 1/4W und die Transistoren sind MPSA42.
Die Wirepads habe ich zur Übersichtlichkeit hinzugefügt, später werden die
Flachbandkabel direkt an den Widerständen angelötet.
Die Anoden der einzelnen Nixies könnte zusammengefasst werden. Ich habe sie
getrennt gelassen, da man somit die Helligkeit der einzelnen Röhren besser
einstellen kann.
So sieht das Board der Schaltung aus. Es passt exakt auf eine 75x100mm
Lochrasterplatine!
Die dunkelgelben, ungerouteten Signale werden in Fädeltechnik mit 0,2mm dünnem
Lackdraht verbunden.
Das ist Röhren-Platine mit den Treibern. Der Lack der feinen Drähte verflücht
sich am besten, wenn man die Drähtchen bei 330°C verzinnt.
Damit sie so sauber gebogen werden, habe ich eine Pinzette in die Löcher der
Leiterplatte gesteckt ;)
Die Flachbandkabel habe ich vor dem Anlöten zurechtgeschnitten, abisoliert und
verzinnt. An die andere Seite habe ich die Steckerleiste für die Logik-Schaltung
angelötet.
Alles andere wäre Unsinn und eine wahnsinns Frickelei...
Damit die Helligkeit der einzelnen Röhren verändert werden kann, verwende ich
Potis, die zusätzlich 100k-Widerstände zur Strombegrenzung besitzen. Der
Widerstand lässt sich somit zwischen 100 und 200kΩ regeln.
Jetzt geht es zum ersten Testlauf - aber Moment: Woher die Spannung für die
Nixies nehmen?
Netzspannung wäre möglich, den Knall, der bei einer Fehlfunktion auftreten
werden würde, möchte ich nicht miterleben.
Strombegrenzung durch Lastwiderstand? Nein, eine Heizung will ich nicht
unbedingt bauen...
Ein kleiner Trenntrafo wäre es, liegt momentan aber nicht herum. Dafür aber zwei
9V-Transformatoren! Beide haben einen nicht gleichgerichteten Ausgang, also
ideal für meine Anwendung: Der erste Transformator wandelt die Netzspannung in
9V um, der zweite wieder zurück nach ungefähr 200V.
Der erste Transformator liefert gleichzeitig die Spannung für die
Logik-Schaltung.
Das schöne an der ganzen Sache: Der Strom vom zweiten Trafo ist begrenzt und der
Trafo ist galvanisch getrennt, was bedeutet, dass man Kontakt zu beiden
Ausgängen am Trafo (bzw. dahinter) haben muss, um einen Stromschlag zu bekommen.
Wenn man es genau nimmt ist aber auch diese Lösung nicht unbedingt optimal, da
zweimal einiges an Energie als Wärme an den Transformatoren "verloren" gehen.
Eine bessere Lösung hierfür wäre ein Schaltregler. Mehr dazu später.
Die Nixies leuchten prima, als ich eine der Glimmlampen anschließe gibt es
allerdings einen blauen Funken und einen lauten Knall. Sch... Vorwiderstand
vergessen!
Also schnell noch einen Vorwiderstand einbauen und an den Trafo anschließen (mit
an die Stromversorgung der Nixies - Gleichstrom. Deshalb leuchtet auch nur eine
Elektrode)
So sieht es aus, wenn man eine Glimmlampe erst ohne Vorwiderstand
und danach mit richtigem Vorwiderstand an Gleichstrom betreibt.
Unten in der Lampe sprang ein Funke über und machte die Elektrode
an der Stelle dicht.
Mit Wechselstrom und ein bisschen Geduld (um die halbe Stunde)
erholte sich die gute wieder und leuchtet nun (fast) wie vorher. :)
Damit ich die Schaltung testen kann, muss noch das Netzteil gebaut werden.
Die ungefähr 200VAC vom zweiten Transformator müssen gleichgerichtet und ein
bisschen geglättet werden, damit sie nicht flackern. Die Glättungselkos sollten
aber nicht allzu groß ausfallen, da es bei einem Kurzschluss sonst mächtig
knallen kann. Ich habe 2 22µF/160V in Reihe geschaltet. sie halten somit 320V
aus und die Kapazität halbiert sich auf 11µF. Damit sich die Elkos nach dem
Abschalten möglichst schnell entladen (da die Röhren nur ab 90V merklich
Stromaufnahme haben). Dazu habe ich 3 3MΩ 1/4W-Widerstände parallel geschaltet.
Der Widerstandswert drittelt sich, die Leistungen addieren sich. Die Widerstände
verbraten bei 200V zwar "nur" 0,04W (sie würden knapp das 18-fache aushalten)
aber "sischär is sischär" ;)
Die 5V für die Steuerung kommt von einem 78(L)05, der in Standard-Beschaltung
betrieben wird (Gleichrichten, Glätten, 7805, 100nF Kerko, 100µF Elko).
Das ist das Netzteil. Links unten die Anschlüsse für die Nixies, rechts für die
Logik.
Bei den Elkos links sollte man vermeiden, beide Gehäuse gleichzeitig zu
berühren, da dort doch einiges an Spannung anliegt.
Also auf zur Steuerung!
Hier muss man überlegen, was die Uhr überhaupt machen muss. Die wohl
wichtigere Frage dürfte aber vorerst sein "womit?".
Zähler gibt es ja sehr viele. Binäre oder dezimale Zähler mit xyz Ausgängen. Was
wir hier brauchen wäre ein 10-Stufiger Zähler mit dezimalem Ausgang. Der
CD4017 kann das und ist
bei Reichelt recht günstig zu bekommen.
Jede Stelle der Uhr bekommt einen CD4017. Das Carry-Out der Einer der Sekunden,
Minuten und Stunden wird mit dem Takteingang der Zehner verbunden. So kann die
Uhr schon einmal die Sekunden, Minuten und Stunden zweistellig nach oben Zählen.
Wen das Wort "Carry-Out" irritiert: Es ist ein Übertrag, der gerade für einen
solchen Verwendungszweck eingebaut wurde. Man könnte statt dem Carry-Out-Signal
auch den Ausgang für die 0 verwenden, aber wenn es schon einen Übertrag gibt,
muss man keinen Umweg gehen.
So weit, so gut - aber wie bringt man die Uhr dazu, nach 59 Sekunden dazu, den
Sekundenzähler wieder auf 0 zu setzen und die Minuten eines weiter zu zählen
(Selbes natürlich bei den Minuten)? Na klar: 60 Sekunden dürfen nicht erreicht
werden, deshalb kommt an den Ausgang 6 der Sekunden-Zehner eine Verbindung zum
Reset des ICs und gleichzeitig eine Verbindung zum Takteingang der
Minuten-Einer.
Ja wunderbar, das sollte so klappen. Aber ein Tag hat eine "krumme" Anzahl von
Stunden. Bei 20 oder 30 Uhr auf 0 umschalten ist nicht drin. Die Uhr soll bei
24:00:00 auf 00:00:00 umspringen. Sprich: Der Stunden-Zehner muss den Wert 2
haben und gleichzeitig der Stunden-Einer den Wert 4. Ein UND-Gatter (74HCT32)
muss her!
That's it - die Uhr würde jetzt schon funktionieren.
Wobei... die Uhr würde mit einem geeigneten Taktgeber richtig funktionieren.
Aber wer schaltet die Uhr jedes mal um Mitternacht ein, wenn er sie stellen
will? Einfach kurz 5V an die Takteingänge anschließen geht nicht, da die ganzen
ICs bei Low auf Masse ziehen. Dioden würden funktionieren, wenn aber Low (also
GND) an den Dioden anliegt, kommt hinten nicht GND heraus, sondern ein
unbestimmtes Signal zwischen GND und 5V. Genau das sollte man vermeiden, da
sonst irgendwann die Uhr verstellt wird. ODER-Gatter sind hierfür eine bessere
Lösung. Die Ausgänge der ODER-Verknüpfungen werden an die Takteingänge der
jeweiligen Zähler angeschlossen (nur die Einer), ein Eingang der einzelen ODER
wird an den Übertrag vom letzten Zähler angeschlossen, der zweite Eingang kommt
an eine Buchsenleiste.
Damit man die Uhr bequemer stellen kann und nicht immer der blöde Taktgeber
stört, muss der Taktgeber abschaltbar sein. Mit einer UND-Verknüpfung lässt sich
das ganze einfach lösen. Damit der Takt des Taktgebers bei Low von dem Eingang
Clockset durchschaltet, wird Clockset über einen BC548 und 1k-Widerstand
invertiert.
Von den restlichen UND- und ODER-Verknüpfungen werden die Eingänge auf Masse
gelegt. Somit wird vermieden, dass sie zum schwingen anfangen und evtl. den
Betrieb stören.
So sieht also das "Gehirn" der Uhr aus. Die Abgegrenzten Teile sind die für
Stunden, Minuten und Sekunden zuständig. Rechts im Bild sind die Anschlüsse für
Taktgeber und Bedienfeld.
Die ganz harmlos aussehende Schaltung entpuppt sich auf dem Board als ziemlich
fieses Signal-Wirrwarr.
Warum hat der CD4017 eigentlich keine geordneten Ausgänge? Das hätte schon
einigen Bastlern etwas erspart...
Die schon gerouteten Signale sind Masse und VDD. Der Rest wird wieder
in (chaotischer) Fädeltechnik gemacht.
Die unbestückte, ungelötete Platine von oben...
...und gelötet von unten.
Wenn man hier einen Fehler hat: Viel Spaß beim Suchen!
Ich hatte einen. Er war aber recht schnell gefunden und beseitigt (ein
Drähtchen, das an IC8 sollte, verirrte sich an IC7).
Mit dem Multimeter als Taktgenerator konnte die Uhr jetzt an den Start gehen.
Damit ich nicht einen ganzen Tag warten muss um zu sehen, ob die Uhr nun
funktioniert oder nicht, habe ich eine relativ hohe Frequenz im S/O gewählt.
Mit 4kHz schafft man einen Tag in knapp 22 Sekunden. Bei 10kHz sind es nur noch
~9s ;)
Um die Zeit zu stellen, habe ich eine kleine Tastatur-Platine gebaut. Wichtig
ist bei den Tastern nur, dass sie nicht prellen. Aber welcher Taster ist
prellfrei?
Deshalb kommt eine kleine aber durchaus effektive Schaltung zum Einsatz, die die
Taster entprellen soll:
Die Kondensatoren sind 100nF-Kerkos, die Widerstände haben alle den Wert 10k.
S4 muss nicht entprellt werden, da die Uhr nicht unbedingt exakt einmal auf
Knopfdruck resettet werden muss.
Leider habe ich das Board nach dem erstellen nicht gespeichert.
Ein Foto tut's IMO auch ;)
Jetzt aber zum heikelsten Thema: der Taktgeber.
Zum Testen der Uhr nahm ich mein DMM, das einen Taktausgang hat - aber auf Dauer
ist ein klobiges, stromfressendes Multimeter keine Lösung für eine Uhr.
Die erste Idee: ein Quarz-Oszillator.
Ich hab doch mal was mit einem
CD4060 und einem
32,nochwas kHz-Quarz gelesen. Schnell das Datenblatt vom CD4060 überflogen...
Das Teil sieht auf den ersten Blick recht gut aus, auf dem zweiten Blick sieht
man, dass der höchste Teiler 214 ist. Bei dem 32,768kHz würde über
den Teiler 2Hz herauskommen. Irgendwie muss man doch auf 1Hz kommen. Es liegen
doch sicher noch ein paar CD4017 herum - die können doch zählen! Wenn man an
einem CD4017 Q2 mit Reset verbindet, wird nach jeden zweiten Impuls an Q1 ein
Takt ausgegeben. Das sollte funktionieren.
Ein paar CD4060 und ein 32,768kHz-Quarz liegen gaaanz zufällig von der
letzten Reichelt-Bestellung herum. Also schnell zum Testen mit 33pF-Kerkos einen
Oszillator aufbauen... ..und: nix ist! Nur wenn ich mit dem DMM an Masse und Pin
9 messe, kommt hinten was halbwegs vernünftiges raus.
Warum?
Na, der Fehler sitzt natürlich davor! Ich habe natürlich das Datenblatt des
CD4060 nur halb gelesen und Seite 4 übersehen, wo sich eine Schaltung für genau
so eine Anwendung befindet. Laut Zeichnung sollte man einen 10pF und einen
variablen Kondensator nehmen. Beides liegt nicht herum und ich war einen Tag
vorher schon in meiner Elektro-"Apotheke". Ähnliche Werte sind da - also ein
bisschen experimentieren. Irgendwann läuft der Quarz-Oszillator auch - aber naja,
ein bisschen ungenau.
Die Abweichung beträgt im Vergleich zur Funkuhr etwa 5s pro Minute. Okay, mich
wundert's nicht, da ich ja alles andere als richtige Werte habe. Als ich die
Leuchtstofflampe an meinem Werktisch abschalte bleibt plötzlich die Uhr stehen.
Nichts geht mehr - $#!†.
Also mal gucken, was die "Kollegen" so machen. CrappyThumb hat einen DS1603, der eigentlich eine RTC ist, missbraucht und nutzt den Taktausgang für seine Uhr. Nachteil an dem IC: groß, teuer und schwer zu beschaffen. Rein zufällig (*fg*) habe ich zwei* dieser ICs ergattern können. Pin 2-5 und 7 sind Masse, Pin 1 ist VDD und Pin 6 ist der Taktausgang. Wenn man den IC nun "normal" anschließt, gibt er noch keinen Takt aus. Um ihm nun einen Takt zu entlocken, muss er kurz (!!) verpolt angeschlossen werden (Strombegrenzung auf ein paar mA wäre hierbei angebracht). Der Timer hat eine Abweichung von ±2 Minuten pro Monat und ist somit schon recht genau.
Wer auf extrem hohe Genauigkeit steht, kann nach einem
DS32kHz Ausschau
halten. Dies ist ein TCXO (=Temperaturkompensierter Quarzoszillator) und hat im
Temperaturbereich zwischen 0 und +40°C eine Abweichung um ±1 Minute pro Jahr!
Bei konstanter Raumtemperatur dürfte die Genauigkeit noch deutlich höher sein.
Wie schon der Name des ICs, gibt er einen Takt von 32kHz aus. Genauer: 36,768kHz
- er kann somit direkt als Quarz-Ersatz an meine Schaltung angeschlossen werden:
Vbat kann man an GND anschließen, wenn man keine zusätzliche
Stromversorgung verwendet.
Die Testpins TPIN0/1 müssen mit GND verbunden werden, da der IC sonst nicht
richtig arbeitet.
So sieht das Board des Taktgebers aus. Durch leichte Modifikation kann auch ein
"normaler" Quarz angeschlossen werden.
Es gibt noch eine weitere Methode um an einen 1Hz-Takt zu gelangen: Die Netzfrequenz. Auf lange Dauer macht das sinn, eine Sekundenanzeige ist allerdings sehr ungenau, da die Netzfrequenz ständig etwas schwankt.
Das ist sie - fertig! Jetzt fehlt der Uhr nur noch ein Gehäuse.
Da die Uhr nicht nackt sein soll, bekommt sie ein Holz-Gehäuse.
Mit 110x110x110mm ist es recht knapp bemessen - die Elektronik passte gerade
noch in das Gehäuse.
Die viel zu langen Flachbandkabel habe ich um die Uhrensteuerung gewickelt,
damit es den Deckel nicht andauernd anhebt ;)
Der Transformator für die 200V der Nixies kam gemeinsam mit der
Spannungsstabilisierung unter eine Abdeckung (bestehend aus zerschnittenen
CD-Hüllen). So ist die restliche Elektronik ein wenig vor der hohen Spannung
geschützt.
Eines stört mich aber noch an der Uhr. Am Tag kann man sie wegen der hellen
Zahlen super ablesen, wenn man aber schlafen möchte, kann man nicht (zumindest
ich), da das Teil das halbe Zimmer erhellt. Zeit ablesen ist auch nicht drin, da
sich die Zahlen nicht deutlich genug abheben.
Die Potis für die einzelnen Ziffern kann ich zwar herunterdrehen, dann sind die
Ziffern jedoch gar nicht mehr zu sehen, da sie nur noch teilweise glimmen.
Fahrtregler und ähnliche Motor-"dimmer" haben doch Pulsweitenmodulatoren
eingebaut, das müsste man doch übertragen können!?
Das menschliche Auge ist sowieso sehr träge und würde es nicht merken, wenn die
Röhren vor sich hin "flackern". Also schnell einen PWM mit dem NE555 aufbauen
und schauen, wie es aussieht.
Aber halt! Wie soll ich die Nixies schalten?
Wenn ich die Anoden der Röhren mit einem MPSA42 schalte, habe ich knapp 200V auf
der Logik, die sich dann mit einer Rauchwolke verabschieden würde...
Also müssen die Kathoden der Röhren geschalten werden. Im Prinzip gibt es das
gleiche Problem, da so wieder 200V auf meine 5V gelangen können.
Naja, egal - zum Testen muss das Labor-Netzteil herhalten. Der PWM dimmt die
Nixies zwar, das Ergebnis sieht aber ähnlich wie mit normalen Potentiometern
aus.
Irgendwie wundert es mich im Nachhinein auch nicht - die Schaltfrequenz war mit
10kHz viel zu hoch. Also auf etwa 1kHz heruntertrimmen und noch mal versuchen:
Das Ergebnis sieht gut bis super aus. Auch bei sehr geringer Helligkeit werden
die Zahlen wesentlich besser als mit den Potis angezeigt. Sogar der obere Teil
der 5 glimmt perfekt. Vorher konnte ich dies nur mit sehr hohem Strom erreichen
(was die Nixies nicht besonders lange mitmachen).
Der PWM hat noch einen zweiten schönen Nebeneffekt: Die glimmenden Bereiche
werden schärfer abgegrenzt und die Umgebung um die Filamente leuchten nicht mehr
leicht bläulich :).
Der Bau des Pulsweitenmodulators war somit in jeder Hinsicht lohnenswert. Der
Haken an der Sache ist aber noch immer:
Das Teil braucht eine galvanisch getrennte Stromversorgung.
Ich hatte Glück und fand in meinem Pollin-Schrottsorti einen 5V DC-DC-Wandler -
was aber für den Nachbau?
Extra für den popeligen PWM einen stinkteueren DC-DC-Wandler oder einen
Schaltregler verbauen?
Das kann's doch nicht sein.
Irgendwann in der Nacht fiel mir dann ein, dass nicht unbedingt die
Stromversorgung getrennt sein muss, es kann doch auch der Signalausgang sein und
dafür gibt es Optokoppler. Falls der Ausgang dann auch noch die Glimmspannung
und den erforderlichen Strom aushalten, kann die Transistorstufe danach
weggelassen werden.
So sieht die Schaltung dann aus:
Die Platine wäre geätzt etwa 40x16mm groß. Bei einem Aufbau in SMD sicherlich
noch kleiner.
Als ich den PWM samt DC-DC-Wandler anschloss und in die Uhr einbaute, zeigte
sich ein "kleiner" Nachteil des Dimmers:
Die Uhr zählt jetzt wieder wie bescheuert. Wenn ich auf den Sekunden-Taster
drücke, bleibt sie allerdings ruhig. Irgendetwas muss also vor dem ODER (IC9B)
nicht ganz stimmen. 100nF an Pin 5 gegen Masse und Ruhe war.
Irgendwie scheint aber noch etwas an der Logik madig zu sein - Über Nacht
fehlen oft einige Sekunden.
Überprüfen, wo genau der Fehler nun steckt bzw. schauen, wo genau ein Signal
unsauer ist, kann ich wegen fehlendem Oszi nicht.
Vielleicht kann ich das mal bei meinem Bekannten oder in der Schule ausmessen
(zum "fröhlichen Messen" hab ich leider nicht genug Hohlstunden).
Noch ein kleines Update:
Zum Überprüfen der "verbuggten" Stellen war kein Oszi nötig. Ein wenig Intuition
und ein paar mehr 1k-Widerstände halfen schon:
- Pulldown an IC8 Pin 5
- Pulldown an SV9 Pin 1
Wenn die Uhr störungsfrei ohne Tastatur betrieben werden soll, Pulldowns an SV9
Pin 2-5 löten.
Mit diesen kleinen Veränderungen läuft die Uhr hier seit etwa 4 Wochen (stand: Mitte Februar) ohne jegliche Probleme oder stärkeren Abweichungen zu DCF-77!
Jetzt gibt es auch alle Pläne für die Uhr zum Download!
*) Wer noch einen DS1603 will, soll sich bei mir melden - gegen Portoersatz bekommst du den IC - wenn ihn nicht ein anderer weggeschnappt hat ;)