Kennt ihr noch das Gefühl, damals als Kind in den Spielzeug- oder Süßigkeitenladen zu kommen? So ging es mir vor zwei Jahren, als ich das erste Mal im SEG-E-Market in Shanghai war.

Was soll ich sagen, ich hab‘ es wieder getan.

Der Markt/Basar liegt (wie in meinem alten Beitrag geschrieben) in der Beijing East Road. Wenn man vom Bund-Seite hineinläuft, ist man nach 5-10 Minuten am Ziel. Die Umgebung deutet es aber schon an – in den Nachbarn äußern bekommt man alles, was das Mechanikerherz begehrt:

Nicht der SEG-E-Market, dafür ein „Gemischwarenladen für Bastler“

Vom Äußeren sollte man sich beim SEG-E-Market nicht irritieren lassen, das Gebäude sieht ein bisschen nach Verwaltung aus:

Leider hat meine Kamera keinen vernünftigen GPS-Fix hinbekommen. Nach Google Maps sollte der Markt allerdings hier sein. Wer aus gegebenen Anlass nicht auf Google zugreifen kann, sollte mit Here weiterkommen. Wenn alles fehlschlägt: 31°14’20.8″N 121°28’40.0″E.

Ich hatte keine feste Einkaufsliste im Kopf, nur die groben Preise, wie viel dies und das sonst so in Deutschland Kosten würde. Ersteres war ein Fehler, zweites kann zwar helfen, muss aber nicht. Man kann sich in aller Regel auf deutlich niedrigere Preise als bei Reichelt und co. einstellen. Bei der Qualität muss man ein bisschen die Augen aufhalten, vieles ist zwar gut, manches aber etwas zweifelhaft.

Komponenten kommen in der Regel direkt vom Tape/Reel, auf MSL (moisture sensitivity level) sollte man dagegen keinen Wert legen. Als Elektronikbastler ist das aber ehrlich gesagt nahezu egal. Dafür bekommt man eine SMD-Rolle mit 4000 Widerständen im 0805-Package für umgerechnet 5 Euro – Vergleich: Farnell mit Glück 20 Euro.

LEDs bekommt man auch zum Bruchteil des deutschen Preises – PLCC2 weiß (wobei ich die Qualität noch nicht gecheckt hab): 2,5 Euro-Cent.

Handlötbare microSD-Kartenleser: 11 ct.

Der absolute Hammer waren Pogopins. Der Händler war anfangs zwar etwas widerwillig, hat mir dann aber 100 Stück 0,75×30 mm für 30 RMB überlassen – 3,5 ct/Stück. Schaut einfach mal, was das Zeug bei Farnell kostet!

Ein weiteres Schnäppchen, an dem ich erst vorbeigegangen bin: jetzt habe ich endlich ein Ring Licht für mein Mikroskop. Zwar etwas kleiner als das „Original“ von Müller Optronic, dafür aber für ein Zehntel des Preises. Das Teil kommt zwar direkt an die Steckdose, nachdem die Elektronik zumindest mir etwas suspekt war, kam gleich die Zuleitung weg und wieder zurück zu Hause die Elektronik heraus.

Wichtig, wenn man Zeug mit Eigenfunktion kauft: einstecken und testen lassen. Es ist zwar relativ unwahrscheinlich, dass man übers Ohr gehauen wird, kaputt kann das Zeug aber trotzdem sein und bevor man das den Einkauf nach Hause schleift und es erst dort merkt…

Auch wenn sie verdammt günstig (ca. 2 Euro für 5 V/3 A) waren, habe ich die Finger von Open-Frame-Netzteilen gelassen. Sie sehen zwar wie die Teile von MeanWell aus, sind aber anders und nachdem sich schon ein paar mit billigen China-Netzteilen nahezu hingerichtet haben: muss nicht sein.

Was man allgemein noch beachten muss: mit Englisch kommt man nicht wirklich weit. Mit viel Glück erwischt man ab und zu einen jüngeren Gegenüber, der zumindest ein bisschen Fremdsprachenkenntnisse hat (ansonsten kann der Offline-Sprachsatz von Google Transparenz helfen). Da Gute: es gibt das zu kaufen, was in der Auslage ist. Also einfach drauf zeigen- die Preisverhandlung findet dann über den Taschenrechner statt. beim Handeln kann man meiner Erfahrung mach bei etwa 75 % ansetzen. Aber nur handeln, wenn man es auch wirklich will. Hat man seinen Wunschpreis erreicht und geht dann, macht man sich sehr schnell unbeliebt.