Bye bye, Shanghai

Ich war selten so froh, aus einer Stadt wieder herauszukommen wie letztes Wochenende aus Shanghai.

Es war als Anschlussurlaub an eine Geschäftsreise gedacht, für mich hat es sich leider sehr schnell als eine relativ dumme Idee herausgestellt. Die Auswahl vom Hotel war von den Eckpunkten her super: preislich ok, die Lage auf den ersten Blick genial und Tripadvisor gab auch grünes Licht. Zwischen Hotel und Bund nur eine Brücke und keine 3 Minuten Fußmarsch. Wenn man fürs Zimmer 10 Euro mehr zahlt sogar direkter Blick auf Pudong und Huangpu (wenn man bisschen am People’s Monument vorbeischaut).

Pudong (rechts), Huangpu (vorne), Hongkou (links)

Der Haken an der ganzen Sache: ich war allein unterwegs. Bei den letzten beiden Malen (vor zwei Jahren zu zwölft und vor einer Woche zu dritt): kein wirkliches Problem, als Einzelperson wird man allerdings zur Beute! Mindestens zwei Versuche von Dieben habe ich mitbekommen, der eine war nicht sehr subtil, der andere war der alte Kartentrick: ein „Passant“ kommt her und fragt nach dem Weg. Während man sich von der Wegsuche ablenken lässt, räumen Komplizen die Taschen oder den Rucksack aus.

In meinem Fall kam ein nicht wirklich suchend wirkender Typ mit Karte sehr zielstrebig auf mich zu, als ich an einem Fußgängerüberweg wartete. „Zufällig“ haben sich ein paar Meter weiter zwei Chinesen aufgestellt – obwohl der Überweg mittlerweile frei war. Der Lockvogel spielte sein Standardprogramm ab: blabla, verlaufen, Karte, blubb. Da mir die Situation komisch vorkam, hatte ich den Rucksack schon auf eine Schulter genommen und nach vorne gedreht, damit die Reißverschlüsse im Blickfeld bleiben…
Nachdem ich die Frage nach dem Weg mit von wegen bin nicht von hier abgewiesen hab, fing der Typ an, mich auf meine Kamera bzw. Stativ (Einbein) anzusprechen – Strategiewechsel. Abwiegeln, Rucksack weiter im Blick und ab über die Straße. Die beiden Chinesen haben sich – natürlich völlig zufällig – umentschieden und in eine andere Richtung weiter. Eindeutiger ging es nicht.

Ein anderer Punkt für meine etwas verfrühte Abreise, was ich vorher nicht bedacht habe: ich brauchte ein bisschen Ruhe. Nachdem ich schon zwei sehr stressige Wochen hinter mir hatte, wollte ich etwas ausspannen. Shanghai schläft nicht. Alles ist bunt, laut und blinkt und ich bin einfach kein Stadtaffe.

Da ich vorher in Suzhou war und leider nicht viel Zeit hatte, die Stadt zu erkunden, fiel die Wahl auf die „nur“ 10-Millionen-Einwohner-Stadt.

Bonsais im Lingering Garden

Bonsais im Lingering Garden

Der Unterschied zwischen Shanghai Mitte und Suzhou/Gusu ist in etwa wie Berliner Alex und dem Münsterplatz in Ulm. Bei jeweils letzterem ist einfach nicht ganz so viel los. Auch scheinen mir die Suzhouer deutlich entspannter bzw. gelassener zu sein.

Ich weiß zwar nicht, wie hoch der Ausländer-Anteil ist, allzu viele Europäer gibt es jedenfalls nicht. Gerade wenn man zu Fuß unterwegs ist, wird man öfter mal angeschaut. Manche Eltern scheinen ihren Kindern was in Richtung „Guck mal da, ’ne Langnase“ zu sagen. Kann man ihnen aber auch nicht verübeln.

Ab und zu hört man auch mal ein „Hello“ – antwortet man mit „ni hao“ bekommt man mindestens ein freundliches lächeln zurück.

Panmen Scenic Area

Klar, auch in Suzhou muss man an etwas belebteren Plätzen auf sein Zeug aufpassen, aber generell habe ich mich selbst in Seitenstraßen deutlich sicherer als in Shanghai gefühlt.

Obwohl Suzhou mittlerweile eher eine Industriestadt ist, bietet es auch etwas für die Augen. Ich habe Panmen Scenic Area, Tiger Hill und den Lingering Garden besucht. Man muss zwar überall Eintritt (üblicherweise um 50 RMB, Tiger Hill 80 RMB) bezahlen, aber es lohnt sich in aller Regel, da die Parks durch die Gelder relativ gut gepflegt werden.

Pavillon am Tiger Hill

Pavillon am Tiger Hill

Auch für den geneigten Bastler soll es etwas wie den SEG-E-Market in Shanghai geben – wenn auch nicht ganz so groß. Ich hab es leider nicht mehr geschafft, diesen zu besuchen. Aber auch nicht schlimm, denn ich habe mir die „volle Dröhnung“ schon in Shanghai gegeben.

Bilder und Infos zum SEG dazu gibt’s in einem der nächsten Beiträge.