Elektronik, Club Mate, Laser und Pizza

Letzten Samstag folgte ich der Einladung von Jan ins FabLab nach Kempten.

Das FabLab ist im Untergeschoss vom Kempodium, einem Verein für alle, die etwas handwerkliches in ihrer Freizeit machen wollen. Es gibt eine große Holzwerkstatt, wobei es unter anderem auch Angebote zum Töpfern, Kochen, Nähen gibt. Auch kann man die Räume für Feiern anmieten, was bei auch schon bei meinen letzten Besuchen von verschiedenen Gruppen in Anspruch genommen wurde.

Wer mit dem Begriff FabLab nichts anfangen kann: Es ist ein Kofferwort für Fabrication Laboratory, darf aber nicht mit einem Hackerspace verwechselt werden. Es geht eher in Richtung Makerspace. Wo zum Teufel liegt hier der Unterschied? Hacker hacken, Maker machen, FabLabber fa… …brizieren.
Wem die Bedeutung nicht ganz klar ist: Beim Hacken geht es eher um die Zweitnutzung bzw. Veränderung von bestehenden Technologien (sprich: man macht die Kaffeemaschine internetfähig), beim „maken“ eher um das Kreieren (man baut sich einen Brühautomaten) und beim „fabben“ ist rückt der Herstellungsprozess eher in den Vordergrund. Natürlich ist bei allen dreien der Übergang fließend.

Bei den Jungs in Kempten steht, wie kann es auch anders sein, ein 3D-Drucker. Nein, genau genommen sind es gleich 3: Ein selbstgebauter FDM, einer mit Lithographie und ein dritter, der mal ein fertig gekaufter war und dessen Steuerung auf eine offene umgestellt werden soll. Daneben gibt es noch eineinhalb CNC-Fräsen, einen 3D-Scanner Marke Eigenbau und einen Lasercutter, mit dem man Holz in windeseile in Rauch verwandeln, Kunststoffe schmelzen, Glas gravieren und Metall in Lärm verwandeln kann.

Ziel am Samstag war, die Motorsteuerung für 3D-Drucker Nummer 3 zum Laufen zu bekommen. Das Problem war relativ schnell gefunden (falscher Kanal und zu hoher Takt am Motortreiber) und der erste Motor drehte sich fröhlich surrend vor sich hin. Als wir dann den Schlitten des Druckers angeschlossen haben, sahen die Bewegungen schon recht motiviert aus, auch wenn die Keilriemen eindrucksvoll ihre Resonanzfrequenz präsentierten – auf dem Weg zum Fix kam der Schlitten durch die immer wieder unterbrochene und neu gestartete Hin- und Herbewegung dem einen Ende verdächtig nahe. In einer der kurzen Bewegungspausen wollte ich den Schlitten mit Muskelkraft (Netzteil abschalten kann ja jeder) wieder in eine bessere Position bringen, was der Schrittmotor mit lauten Brummen und nunmehr unmotiviertem Rumpeln quittierte. Zuerst dachten wir: Mikrocontroller oder Treiber abgeschmiert, Verbindung lose oder einfach nur ein Bug in der kurz davor neu geflashten Firmware.

Nachdem wir die Verbindungen und den Quellcode gecheckt haben, war klar: Der Motortreiber mochte den mechanischen Eingriff wohl nicht – eine Vollbrücke (oder zumindest ein Teil davon) ist abgebrannt. Ob es der übermäßige Strom, der zum Drücken gegen meine Hand oder die nicht zu unterschätzende Induktionsspannung durch die Bewegung die dem Treiber den Rest gegeben hat wurde aus einem kleinen „Experiment“ nicht ganz klar. Den anderen Teil des ICs haben wir trotz erneutem Versuch (war ja eh schon egal) nicht zur Strecke gebracht.

Da die Steuerung gleich mehrere Kanäle hatte und viel zu Schade zum wegwerfen ist, haben wir uns gleich auf die Suche nach Ersatz für den Baustein (Allegro A4988) gemacht – und siehe da: In der Bucht gibt es 5 der ICs für nicht ganz 11 Euro – inklusive Versand und obendrein noch mit Platine (leider schon aufgelötet) und etwas Außenbeschaltung sowie Kühlkörper. Günstiger bekommt man die Chips alleine vermutlich nicht. Nur muss man etwas mehr Löten.

Auch wenn die Spenderplatinchen da gewesen wäre: Mit Austausch wäre es leider nix geworden – zwar gibt es Lötstationen, die Bauteilchen haben allerdings keine Beine, sondern sind im QFN-Gehäuse. Heißluft ist zwar auch verfügbar, aber nur mit 30 mm-Düse. Das ginge zwar auch, wären da nicht die Elkos und die Buchsen nebenan…

Da mir die Aktion sichtlich peinlich war (immerhin das erste Bauteil dieses Jahr, das ich offensichtlich zerstört habe), stand Ersatz und Transplantation außer Frage.

Nachdem sich das Basteln in der Hinsicht größtenteils erübrigte, hat sich Jan um die Kalibrierung des anderen 3D-Druckers gekümmert und gleich eine Schildkröte gedruckt, die jetzt meinen Bildschirm in der Arbeit bewacht.

Nach ein bisschen Nerdtalk ging es an die Grundbedürfnisse: Essen & Trinken. Nachdem mathematisch ermittelt wurde, welche Pizza-Bestellung am günstigsten ist (Preis/Fläche) ging die quälende Zeit des Wartens auf den Lieferanten los. Nach über einer Stunde war sie dann endlich da und richtete uns regelrecht wieder auf. Muss man erwähnen, dass es als Beilage Club Mate gab? Ich kann mir nicht helfen, an den Geschmack werde ich mich wohl nie gewöhnen – das Zeug ist zwar trinkbar aber müsste ich mich entscheiden, bliebe ich wahrscheinlich lieber bei schnödem Wasser.

Frisch gestärkt wurde nochmal der Lasercutter angeworfen, der mit einem 100 W CO2-Laser verschiedenste Materialien in Gestank, Lärm und Rauch verwandelt. Würde man das gleiche mit einer Laubsäge machen: es wäre nie so sauber, so schnell und vor allem nicht so bequem.

Eines haben so ziemlich alle Maschinen in der FabLab gemein: zuzuschauen ist genauso hypnotisierend wie eine Lavalampe. Auch wenn man ziemlich genau weiß was passiert, es ist immer wieder faszinierend, den Geräten zuzusehen. Das ganze kann man in aller Regel sogar ohne schlechtes Gewissen machen, da man förmlich zusehen kann, wie viel Zeit und Arbeit man sich gespart hat 😉

Nachdem alles für diesen Tag gedruckt, geschnitten und – hmja – zerstört war, ging es wieder nach Hause. Demnächst wir das Board repariert, wenn Zeit dafür bleibt, werde ich es dokumentieren und einen Beitrag darüber schreiben.