Besser Müsli testen

Heute habe ich einen kurzen Artikel gelesen, dass die Stiftung Warentest Mobilfunknetze getestet hat. Dabei hat keiner der deutschen Anbieter in der Bahn überzeugt, laut Anriss des kostenpflichtigen Berichts soll das hauptsächlich an den metallbedampften Scheiben gelegen haben.

Es steht zwar nicht dabei, in welchen Zügen getestet und wie genau getestet wurde, aber Bahn und Mobilfunk – da fällt dem geneigten Leser mit Physik- oder Nachrichtentechnik-Hintergrund eine andere Ursache ein: Der Doppler-Effekt.

Das, was die meisten nur vom höher- und tieferwerdenden Tatü-Tata von vorbeifahrenden Einsatzfahrzeugen kennen, funktioniert auch für elektromagnetische Wellen. Fährt ein Schnellzug an einer Basisstation vorbei, verschiebt sich wie beim vorbeifahrenden Krankenwagen die Frequenz. Dabei ist es übrigens völlig egal, ob sich Sender oder Empfänger (oder beide) bewegt und um welches „Frequenzband“ es sich handelt (so wird auch die Bewegung fremder Sonnen ermittelt, Stichwort Rot- & Blauverschiebung). Bei GSM ist bei 250 km/h Feierabend, Bei UMTS nimmt die maximale Übertragungsgeschwindigkeit mit der Geschwindigkeit der Mobilstation ab (siehe ein etwas betagter Artikel in Telepolis). Bei LTE kenne ich die harten Fakten leider nicht, kann mir aber vorstellen, dass es durch das verwendete Kommunikationsverfahren (OFDM) etwas unkritischer ist, da die Übertragung schon ziemlich software defined abläuft und somit Frequenzverschiebungen relativ einfach erkannt und ausgeglichen werden können (es kommt dann vermutlich eher local fading zu tragen).

Wie dem auch sei, wenn das von den Testern nicht berücksichtigt wurde kann ich nur das wiederholen, was ein bekanntes Computermagazin mal über die Stiftung geschrieben hat: „die sollten lieber Müsli und Staubsauger testen, das können sie“.

Es gibt übrigens etwas, das auch in Schnellzügen störungsfreies Telefonieren ermöglicht: GSM-R – Mobilfunk für den Schienenverkehr. Dieser Standard ist deutlich unempfindlicher gegenüber den Effekten, die durch schnelle Fortbewegung entstehen. In den entsprechend ausgestatteten Zügen sind dann sowohl GSM-R-Mobil- als auch GSM-Basisstationen verbaut. Also nicht wundern, wenn man an einem Wagon sieht: „hier ist Mobilfunk möglich“, das steht da nicht aus jux.

Übrigens hatte ich in der Hinsicht auch schon ein nettes Erlebnis – auf einer Bahnreise ärgerte sich mein Gegenüber über die schlechte Telefonverbindung über UMTS. Auf meinen Tipp, auf GSM zu wechseln fragte er mich Warum. Als ich ihm nur kurz „Doppler-Effekt“ und ebenso kurz sagen wollte, dass es für Mobilfunk aufgrund der Geschwindigkeit so ist, antwortete er wiederum mit „Richtig“. Stellte sich heraus, dass er gerade an einem Flughafen das Mobilfunknetz hochgezogen hat und es entwickelte sich ein nettes Gespräch. Nachdem der Zug dann zwischen Stuttgart und Ulm eine Zwangspause unbestimmter Zeit einlegen musste, haben wir uns dann noch ein Taxi geteilt… 😉