Chapeau, Canon! Der MG6150 bleibt stark.

Man kennt die Geräte, die man immer wieder kaufen würde, egal wie überholt sie mittlerweile sind. Meine aktuelle Knipse ist da so ein Kandidat (die ich selbst dem Nachfolger bevorzugen würde). Bei Laserdruckern wäre das ganz klar mein Brother, den ich mir zum Studium zulegte und noch nie aus eigenem Antrieb mucken machte (der Papierstau mit dem Briefumschlägen sei ihm verziehen). Allerdings hatte der in den knapp 10 Jahren auch nur einen Toner und somit unter 10000 Seiten durch.

Bei Tintenstrahldruckern und Scannern sind meine Favoriten – vermutlich auch ein wenig der Nostalgie geschuldet – der Agfa SnapScan 600 und der Canon BJC-7000. Vermutlich auch, weil es die ersten Geräte waren, auf die ich Zugriff hatte. Gefühlt ist der Scanner noch immer der schnellste – auch bei hohen Auflösungen – den ich je erlebt habe. Eine Krankheit bei dem Teil war das Nachlassen der Helligkeit der verbauten Leuchtstofflampe (vor allem, wenn man vergessen hat das Scanprogramm zu beenden). Mit LED-Beleuchtung heute kein wirkliches Problem mehr, aber Agfa zählte die glücklicherweise wohl zu den user-servicable parts: Mit einem Kugelschreiber konnte man die Glasplatte herunternehmen (und sie bei der Gelegenheit auch innen putzen), lediglich eine kleine Plastikblende verdeckte die T5-Leuchtstoffröhre, die es in jedem Elektromarkt für 8 Mark (oder Euro, Umrechnung vermutlich 1:1) gab. Weißabgleich laufen lassen und das Teil werkelte wieder für ein paar Jahre.

Der BJC-7000 hatte zwei geniale Eigenschaften: riesige Tintenpatronen und eine Fixiereinheit.

Mein Vater druckte damit Klassensätze und brauchte vielleicht vielleicht 3 oder 4 Patronen im Jahr, dank Fixiereinheit hätte man die Dokumentenauflage durch ein Wasserbecken ersetzen können. Das Papier wäre dann zwar wellig, aber der Druck blieb dank Lackschicht sauber. Die Druckqualität war für damalige Verhältnisse erstklassig – nicht nur, weil es optional auch eine 6-farbige Patrone für Halbtondruck von CMY gab.

Danach kam länger nichts und dann der Canon iP3000, mit relativ vielen Features (IIRC Duplexdruck, CD-Druck) und sehr günstig im Verhalten.

Heute habe ich allerdings einen neuen Meister gefunden – und das, obwohl ich kein Freund von Multifunktionsgeräten bin. Der Canon MG6150. Allerdings begrüßte er mich erst einmal mit einem Fehler: 5B00, Tintenrestbehälter voll. Schon länger hat er davor gewarnt, jetzt ging er final in den Streik.

Nach einem längeren Kampf, das Teil in den Servicemode zu versetzen – die Anleitung auf easyfixs.blogspot.com ist leider etwas irreführend: Man darf nicht die Powertaste beim Einstecken des Stromes halten und dann x-mal auf Stopp drücken (und danach die Powertaste loslassen), sondern muss wie folgt vorgehen (Gedächtnisprotokoll, habe das Gerät nicht hier):

  1. Unbeleuchtete Stop-Taste suchen, drücken und halten
  2. Powertaste drücken und halten
  3. Stop-Taste (noch immer unbeleuchtet) loslassen
  4. Stop-Taste n-mal (IIRC 5 oder 6x) drücken (Modellabhängig, je nachdem ob das Modell der MG6000er-Serie einen Scanner hat oder nicht), die Power- und Status-LED schalten mit jedem Druck um
  5. Power-Taste loslassen

Danach taucht der Drucker als USB-Device auf und das Service-Tool lässt sich bedienen.

EEPROM-Druck und erwartungsgemäß ist der Resttintentank bei 100,2 %, bei der nächsten Zahl muss ich stocken und frage „Vielleicht ist es ein Fehler oder ich lese es falsch, aber hat der Drucker wirklich über 27000 Seiten durch?“ – „Ja kann sein, den haben wir ja auch schon gut 10 Jahre und drucken auch regelmäßig“.

Also sollte da tatsächlich kein Bit in der Zahl gekippt sein: Respekt. Der kann was.

Meine ehrliche Empfehlung war, eine passende Wanne oder zur Not ein Backblech unter den Drucker zu legen (damit es keinen „happy little accident“ auf dem Schreibtisch gibt) und ihn so lange weiter nutzen, bis er wirklich tot ist.

Ob der stete Einsatz von Originaltinte einen Unterschied gemacht hat, kann ich nicht bewerten. Bei Tinten von Drittherstellern habe ich habe ich Erfahrungen, wobei hier natürlich auch die Frage gestellt werden muss: was ist billig und was ist günstig?

A-GPS für die Canon SX280

Manchmal muss man alte Beiträge nochmal ausgraben.

Canon hat letztes Jahr angekündigt, ab 1. Januar 2020 keine A-GPS-Daten mehr für die SX280 anzubieten. Diese ermöglichten, einen Cold Start des GNSS-Empfängers auf wenige Sekunden zu verkürzen. Die Meldung ging an mir komplett vorbei, nicht aber Andreas, von dem der Hinweis kam.

Er konnte auch direkt bestätigen, dass auf den Servern von Canon die Datei zwar noch angeboten wir, der Inhalt aber einen Stand vom 05.01.2020 aufweist.

Um es kurz zu machen: Zum Stand meines alten Artikels hat der Download von http://epodownload.mediatek.com/EPO.DAT funktioniert und entsprach der Datei \DCIM\CANONMSC\GPS\CAGM01.EED auf der Speicherkarte der Kamera. Das ist auch heute noch so.

Keine Ahnung, was man mit dieser Information anfangen kann…

Zugegebenermaßen: die olle Knipse verwende ich nicht mehr wirklich, hat sich im Urlaub vor zwei Jahren aber noch ganz passabel als Notfallkamera und vor allem als GPS-Logger bewährt.

GPS-Logging habe ich bisher nicht mit dem Telefon gemacht, da es zumindest früher immer wahnsinnig Akku gesaugt hat – aber auch hier hat Andreas einen Tipp: https://gpslogger.app – ohne, dass ich es bis jetzt getestet habe.

Noch ein weiterer Hinweis von ihm:

[…] scheint täglich um 05:55

(tDiff +6h, dh kurz vor TW-Mitternacht!?) upgedatet zu werden.

Info zur Struktur der Datei gefunden:

https://github.com/mru00/crane_gps_watch/tree/master/snoops

[…]

Noch eine andere Anmerkung (meinerseits) zur Thematik: „It’s all fun and games, until they shut down the servers.“ – Bei enorm vielen neuen Geräten sind Dienste im Internet mehr oder weniger zwingend erforderlich oder ein Teil des Produkts – wie man schon ein paar Mal gesehen hat und in Zukunft noch viel öfter sehen wird: irgendwann ist das Zeug zu legacy oder schlicht und ergreifend die Firma hinter dem Produkt zu Pleite und die Investition ist verloren.

Daher ist meine Meinung: Wenn ein Produkt nicht mehr unterstützt oder gar begraben wird, sollte es oder deren Services an die Community übergegeben werden. Der IP (intellectual property) ist für den Hersteller eh nicht mehr interessant oder zumindest überholt und so kann Landfill und Sicherheitslücken vermieden und die die Kunden bei Laune gehalten werden. Natürlich entspricht das nicht dem Ziel gewinnorientierter Firmen, deswegen sollte hier auch etwas aus der Regierung kommen.

Lageerkennung als MEMS noch teuer war (Part 2)

Weil die Teile der anderen Kamera doch noch herausgekommen sind, so hat es Canon früher bei den EOS gemacht:

Die gezeigte Fläche zeigt nach unten (in Richtung Stativgewinde)

Die beiden Bauteile auf der „Origami FPC“ erwecken schon den Eindruck von Gabellichtschranken. Setzt man den Schraubendreher an, kann man den Deckel öffnen und sieht dann sogleich die Plastikkugel, die je nach Lage den Lichtstrahl unterbricht:

Lageerkennung als MEMS noch teuer war

Durch Zufall ist mir vor kurzem eine ältere kaputte Canon-Kompaktkamera in die Hände gefallen. Eigentlich war ich nur an der Optik interessiert, das Mainboard wanderte aber nicht direkt in die Tonne.

Als ich es heute dann doch mal in die Recycling-Box packen wollte, fiel mir ein Bauteil auf:

Neben Controller, Speicher, Oszillator und weiteren befindet sich ein eher auffälliges Bauteil auf der Leiterkarte

Hoch und Keramikdeckel. So ähnlich sahen auch schon die früheren Beschleunigungssensoren aus Thinkpads aus. Unter dem Aufdruck „1453K“ bzw. „35184“ ließ sich nichts im Netz finden. Da der Deckel etwas übersteht, warum nicht mal daran knibbeln?

Das war etwas unerwartet. Der kleine Metallpuck lässt sich frei bewegen und obwohl er sehr nach Neodym-Magnet aussieht, ist er nicht einmal ferromagnetisch. Die Scheibe oben ist von innen mit Gold beschichtet, der Grundkörper hat 3 Löcher. Bei genauerem Blick entpuppen sich diese als…

…etwas optisches!

Durch etwas mehr Knibbeln lässt sich der Körper entfernen:

Klick macht wie immer groß

Meine beste Vermutung ist: oben eine (IR-)LED, links und rechts Fotodioden. Der Deckel dürfte ein ziemlich guter Reflektor sein. Je nachdem, wo die Metallscheibe liegt, lassen sich alle für die Fotografie grundlegend wichtigen Lagen für Portrait und Landscape erkennen, das sogar binär. Rechts im Bild ist Kamera oben, nennen wir den rechten Sensor (oben) mal 1 und den linken (unten) 2, so erhalten wir folgende Zustände:

Sensor 2Sensor 1Lage ScheibeOrientierung
dunkeldunkellinksPortrait (90° )
dunkelhelluntenLandscape (0°)
helldunkelobenLandscape kopfüber (180°)
hellhellrechtsPortrait (270°)

Genial einfach und „damals“ einfach genial. Leider habe ich die Innereien einer alten Canon DSLR schon weggeworfen, dort befanden sich zwei gedeckelte Optokoppler, im 90° Winkel angeordnet, mit zunächst unbekannter Funktion. Beim Schütteln haben sie geklappert, beim Öffnen kam jeweils eine kleine Plastikkugel entgegen. Die Mechanik ist vermutlich auch der Grund, warum sich meine olle PowerShot eine Zeit lang entschied, alle Bilder im Portrait darzustellen – vermutlich ist Feuchtigkeit in den Sensor gekommen und hat die Kugel/Scheibe „verklebt“.

In meine aktuelle Kamera (von 2016, wie die meisten anderen) hat mittlerweile einen Beschleunigungssensor und schreibt die Informationen sogar in die Bilder:

Accelerometer Z                 : 132
Accelerometer X                 : -8
Accelerometer Y                 : 213
Camera Orientation              : Tilt Downwards
Roll Angle                      : -3.2
Pitch Angle                     : -58.1

Good boy. Leider fehlen bei der Lumix so Informationen wie Temperatur und intrinsische GPS-Koordinaten (GPS-Tagging per Handy ist Mist).

Wer den Lagesensor noch einmal genauer (allerdings nicht ganz so guter Abbildungsleistung) sehen will, here you go:

Lumix TZ-101 – der zweite Eindruck

Für den Jahresurlaub sollte es eine neue Kamera werden. Zur Auswahl standen u. a. die Canon PowerShot G7X bzw. deren Nachfolger und die Panasonic Lumix DMC-TZ101. Beide besitzen einen vergleichsweise großen Sensor, der zum einen gutes Rauschverhalten und zum anderen eine schöne Zeichnung verspricht.

Für die Canon spricht die lange Erfahrung in Sachen (Digital-)Kameras und dass die G-Serie für die noch-halbwegs-Kompakt-Klasse technisch in der Spitze spielt. Für die Lumix spricht die große Funktionsvielfalt und nicht zuletzt die etwas breitere Optik (das TZ steht übrigens für TravelZoom) und nicht zuletzt das recht gute Testergebnis auf dpreview.com. Das Objektiv der Canon ist etwas „schneller“ (1:1,8 – 2,8), also etwas lichtstärker als das der Panasonic (1:2,8 – 5,9). Allerdings, und das darf man nicht verschweigen, hat die Lumix einen deutlich höheren Brennweitenbereich. die G7X bewegt sich Kleinbildäquivalent zwischen 24 und 100 mm, bei der Lumix sind es 25 bis 250 mm. All die „Zoomfetischisten“ dürfen sich ihr aussagenfreies „x-fach-Zoom“ selber ausrechnen. Diese Zahl ist meiner Meinung mehr als aussagenfrei und trotzdem reiben sich alle daran. Wichtig sind die tatsächlichen Brennweiten. Ein Objektiv mit 500 bis 5000 mm Brennweite wäre zwar genauso ein 10-fach-Zoom einer der beiden Kameras, aber für die tagtägliche Fotografie völlig unbrauchbar. Außer man will für Portraits 50 m wegstehen. Aber das nur am Rande.

Bei Canon bin ich durch meine Erfahrungen mittlerweile etwas gespalten. Die Geräte kommen wertig daher, die Bedienung der Kameras ist IMHO durchdacht und flüssig möglich und die Ergebnisse – natürlich in Hinblick auf die Modellreihen und deren Zielgruppen – immer ausgewogen. Tja, leider hatte ich bei fast jeder Kamera, die ich hatte ein Problem oder zumindest sehr dämliche Unzulänglichkeiten. Man muss dem Hersteller zu Gute halten: der Support ist kompetent und alle Reparaturen waren schnell und unkompliziert. Zwei waren sogar deutlich außerhalb der Garantiezeit: Einmal, weil es eine Rückrufaktion gab, das andere mal, weil ich beweisen konnte, dass der Defekt nicht selbst verschuldet und innerhalb der Garantiezeit aufgetreten ist.

Trotzdem sollte es dieses Mal keine Canon werden. Vielleicht auch als Blick über den Tellerrand.

Ecken und Kanten lassen sich nie so ganz vermeiden, Canon, Nikon und die anderen großen haben sie bereits mit Erfahrung geschliffen, Panasonic ist noch nicht ganz so lange im Kamerageschäft – was aber nicht unbedingt negativ sein soll. Erfahrung kann konservativ machen.

Einige Features der Lumix haben laut Datenblatt Alleinstellungsmerkmal. Sei es ein großer Brennweitenbereich, 4K-Video, Postfocus, extrem schneller Autofokus, Preshot, mehrere frei belegbare Tasten, künstlicher Horizont, etc.

Was man am Gerät wirklich hat, merkt man aber erst, wenn man es in der Hand hat.

dmc-tz101

Verarbeitung: zoom it, press it, snap it, work it, jam it – break it?

Sie macht auf jeden Fall einen hochwertigen Eindruck – das Gehäuse besteht größtenteils aus Metall und obwohl sie für eine Kompakte ein ziemlicher Brocken ist, stört es nicht weiter. Der oftmals als zu glatt bemängelte Griffwulst hat mich bis jetzt nicht weiter gestört: die Handschlaufe ist eh immer dran und zum Fotografieren verwende ich überwiegend beide Hände. Nicht nur, weil es mehr Stabilität gibt, sondern auch, weil man den Objektiv-Ring einfach bedienen kann.

Nachdem ich etwas mit der Kamera gespielt habe, fielen ein paar Dinge hinsichtlich der Verarbeitung auf. Nicht direkt negativ, aber bei dem Preis der Kamera hätte ich es nicht erwartet: Drückt man auf bzw. eher etwas neben die linke Taste des „Steuerkreuzes“, knackt nicht nur diese, sondern auch das Gehäuse, was sich zumindest bei zwei Geräten nachstellen ließ. Es hört und fühlt sich an, wie ein taktiler Taster, ist aber tatsächlich das Gehäuse.

In Sachen Geräuschen ist auch das Objektiv etwas gewöhnungsbedürftig. Zoomt man heraus, fährt es immer wieder ein kleines Stück zurück. Mechanisch gibt es sicher gute Gründe dafür, das Geräusch dabei ist aber etwas eigenwillig bzw. unangenehm: Als würde die Mechanik über eine Kunststofffolie kratzen. Hoffentlich ist es nicht der berühmte Getriebesand.

Wo wir schon beim Objektiv sind: Sobald man in Menüs geht oder in die Bildanzeige wechselt, fährt das Teil aus und ein wie verrückt. Vor allem, wenn man die Kamera über WLAN fernsteuern will – beim Einschalten vom WLAN fährt es, nur um nach dem Verbinden sich wieder auszufahren. Auch wenn man kurz zwischen zwei Fotos einen Kontrollblick auf vorhergehende Bilder werfen will: zack, Objektiv drin.

Mechanisch nicht ganz so clever gelöst ist der Power-Schalter: es ist ein kleiner Hebel, den man zum Gehäuse hin bewegen muss, um das Gerät in Betrieb zu versetzen. Einen Test habe ich noch im Laden und nicht bei meiner Cam gemacht: was passiert, wenn das Objektiv beim Einschalten blockiert wird? Das kann ziemlich einfach passieren, indem man den Schalter durch grobes Drücken durch die Tasche hindurch in die Ein-Position bewegen kann. Besser wäre vielleicht, die Positionen zu invertieren – oder: an der Rückseite anbringen. Durch den elektronischen Sucher wäre ein Schiebeschalter deutlich besser geschützt.

dmc-tz101-power

Ich weiß, der andauerende Vergleich mit meinen ollen Kameras nervt, aber bei Canon wird auf Kollision getestet und das Einschalten im Falle dessen abgebrochen. Die Lumix hat so schnell nicht aufgegeben. Nachdem ich die Mechanik nicht länger quälen wollte, habe ich nach 2 Sekunden nachgegeben. Schön? Nein.

Zoom – Zooooom – Zoom (Bienchen zoom herum)

Halb Soft- und halb Hardware ist die Bedienung des Zooms. Bei der SX280 gab es an der Wippe zwei Geschwindigkeiten, was wohl dem großen Brennweitenbereich geschuldet war. Das fand ich sehr ergonomisch, weil man einfach besser dosieren konnte. Nun hat die TZ-101 ebenfalls einen relativ großen „Zoom“ und sie kann auch in zwei Geschwindigkeiten zoomen, aber nur über sehr kleine Steuerelemente auf dem Touchscreen. Leider etwas unpraktisch, da man keinerlei haptisches Feedback hat und sehr leicht andere Bedienelemente (Reiter) auf dem Touchscreen erwischen kann:

dmc-tz101-zoom

Der graue Streifen rechts am Display ist etwa 7mm breit, mein Daumen 20 mm. Es hilft, selbigen nicht mittig über den Slider zu legen, sondern über den Displayrand. Wirkt im ersten Moment nicht sehr intuitiv, der Touch ist aber empfindlich genug und man läuft nicht so schnell Gefahr, auf einen anderen Reiter zu wechseln. Wie man das besser machen kann? Gesten? Oder die Reiter entfernen und zwei Menüebenen?

<Songtitel mit Bezug auf Displays einfügen>

Neben dem angenehm hochauflösenden und hellen und klaren Rückbildschirm, den man leider, leider nicht klappen aber dafür mit den Fingern verschmieren kann, gibt es einen EVF. Die letzte Kamera mit Sucher war die Spiegelreflex – mit elektronischen Suchern konnte ich mich bis jetzt nie so richtig anfreunden. Ändert die TZ101 das? Vielleicht, aber vermutlich eher nicht. Grund 1: Ein EVF ist ein EVF ist ein EVF. Er gibt nicht genau das Licht weiter, was durch das Objektiv kommt. Zwar ist die Auflösung bei der Lumix wirklich gut, aber sie wurde für den Regenbogen-Effekt gekauft. Ähnlich wie frühere DLP-Beamer durch das Aufflackern der verschiedenen Farben wahnsinnig gemacht haben, wird bei dem Display hier ein monochromes LCD verwendet, das nacheinander von einer roten, grünen und blauen LED durchgeschaltet wird. Auflösung hui, Wahrnehmung bei schnellen Augenbewegungen pfui. Wobei ich anmerken muss, dass ich sehr empfindlich auf Flackern/Stroboskopeffekte bin. Der Touch bleibt übrigens bei deaktiviertem Bildschirm aktiv. Etwas gewöhnungsbedürftig, weil das Zielen schwieriger wird und ab und an drückt die Backe, aber es funktioniert. Die Umschaltung zwischen Bildschirm und EVF erfolgt übrigens über einen optischen Annäherungssensor, der mitunter ziemlich empfindlich ist und schon beim Annähern an die 4. Funktionstaste umschaltet. Besser wäre vielleicht gewesen, den Sensor auf die andere Seite des Suchers oder gleich in den Sucher einzubauen. Und noch Grund 2: Ich bin Brillenträger. Da macht ein Sucher generell weniger Spaß.

Soll ich den Akku laden, oder lass ich’s lieber sein? Ja, äähh nein – ich mein Jein!

In der Hardware gibt es noch einen Punkt, der mich wirklich stört: wie bereits im letzten Blogpost geschrieben, kann man die Kamera nicht über den USB-Port versorgen. Selbst das Laden des Akkus geht nur, wenn die Kamera abgeschaltet ist. Stattdessen muss man zur dauerhaften Versorgung einen Battery-Dummy verwenden. Warum nur?

Laut Anleitung genehmigt sich die Kamera in den meisten Anwendungsfällen um die 2,5 W. Das wäre sogar innerhalb der Spec eines SDP (Standard Downstream Port). mit einem Charging Downstream Port (CDP) könnte man – wenn ich mich richtig erinnere mit bis zu 1,5 A – sogar noch den Akku laden. Wer will, kann sich die Specs von usb.org reindrehen.

Touch me? Thrill me!

Abgesehen vom zweistufigen Zoom nutzt die Software den Touchscreen an einigen Stellen richtig gut, Touch-AF oder das Quick-Menu, in dem man alle Einstellungen der Status-Symbole vornehmen kann, ist clever gelöst. Klar, es ist eine Frage der Philosophie, mir hätte gut gefallen, wenn man per Touchscreen den zu verändernden Parameter auswählt und ihn direkt mit dem Daumenrad verändern kann. Stattdessen muss man mit dem Cursor erst noch nach oben navigieren. Aber das kann man verkraften.

Lost!

Geht man in das „normale“ Menü ist man um das Quick-Menu wirklich froh: die Fotoeinstellungen haben 8 Seiten in einer Ebene ohne richtige Anhaltspunkte. Bis man hier eine Einstellung gefunden hat, ist das Motiv mit hoher Wahrscheinlichkeit weg.

DMC-TZ101-MenueUm es noch einmal vor Augen zu führen, es gibt:

  • Bildstil
  • Filter-Einstellungen
  • Bildverhältnis
  • Bildgröße
  • Qualität
  • Empfindlichkeit
  • AF-Modus
  • AF/AFF/AFC
  • Messmethode
  • Seriengeschwindigkeit
  • 4K-Foto
  • Auto Bracket
  • Selbstauslöser
  • Helligkeitsverteilung
  • i.Dynamik
  • i.Auflösung
  • Post-Fokus
  • iHand-Nachtaufnahme
  • iHDR
  • HDR
  • Mehrfach-Belichtung
  • Zeitrafferaufnahme
  • Stop-Motion-Animation
  • Panorama-Einstellungen
  • Verschlusstyp
  • Blitzlicht
  • Rote-Augen-Reduktion
  • Maximaler ISO-Wert
  • ISO-Einstellstufen
  • Erweiterte ISO
  • Langzeit-Rauschreduktion
  • Beugungskorrektur
  • i.Zoom
  • Digitalzoom
  • Farbraum
  • Bildstabilisator
  • Gesichtserkennung
  • Profil einrichten

Ja, das frisst auch hier im Blog richtig viel Platz. Das ist aber Absicht. Zunächst einmal: Was sollen die unnötigen Abkürzungen? Bei den meisten Punkten wäre Platz, es auszuschreiben. An Speichermangel krankt es nicht, die Firmware hat > 70 MB. Wie auch immer, hier mal ein ein Vorschlag, wie man das Menü deutlich eindampfen könnte:

  • Bildformat
    • Seitenverhältnis (statt Bildverhältnis)
    • Bildgröße & Qualität
    • i.Auflösung
  • Farben/Stil
    • Bildstil
    • Filter-Einstellung
    • i.Dynamik
    • iHand-Nachtaufnahme
    • HDR + iHDR
    • Helligkeitsverteilung
    • Farbraum
  • AF
    • AF-Typ (statt Modus) -> Gesicht, Verfolgen, 49-Feld, etc.
    • AF-Modus -> Einmal/One-Shot, Bewegungserkennung, Kontinuierlich
    • Post-Fokus
  • Belichtung
    • Bildempfindlichkeit (statt Empfindlichkeit)
      • Maximaler ISO-Wert
      • Einstellstufen
      • Erweiterte ISO
    • Blitz (statt Blitzlicht) -> Modus, Sync, Korrektur, Rote-Augen-Reduktion
    • Rauschreduktion (statt Langzeit-Rausreduktion)
    • Mehrfach-Belichtung
    • Verschlusstyp
  • Objektiv
    • Digitalzoom + i.Zoom
    • Bildstabilisator
    • Beugungskorrektur
  • Zusatzfunktionen
    • Gesichtserkennung + Profil einrichten
    • Zeitrafferaufnahme
    • Stop-Motion-Animation
    • Panorama-Einstellungen

Würde man den durchscrollenden (und leider oft nichtssagenden) Hilfetext weglassen, würden alle Hauptmenüs auf eine Seite passen. Die Hilfe könnte man auf den Display-Button legen oder einen beliebigen anderen der vielen Knöpfe – Als Vergleich: Man kann über Touch, das Steuerkreuz und das Daumenrad durch die Menüs blättern. Alle Untermenüpunkte sind so gruppiert, dass man die vermutlich am häufigsten verwendeten auf der ersten Bildschirmseite hätte. Ob alles so Sinn ergibt, möchte ich jetzt allerdings nicht beschwören.

I will come back!

Was ich bis jetzt immer wieder erfolgreich nicht geschafft habe, war den Zurück-Button auf dem Touchscreen beim ersten Versuch zu treffen. Mitunter brauchte ich 3-4 Mal, bis die Kamera das gemacht hat, was ich wollte. Da man ihn doch recht häufig braucht: warum nicht einfach mechanisch ausführen? In manchen Menüs ist er noch ein bisschen versetzt. Natürlich nicht schlimm, aber zumindest etwas inkonsistent.

Turn around

Das Daumenrad und der Objektivring sind eine gute Idee. Leider IMHO nicht ganz zu Ende gedacht. Man kann eigene Funktionen auf die Drehgeber legen, allerdings nur global. Dabei hat mein bei Foto und Video unterschiedliche Ansprüche. Während ich beim Fotografieren die Belichtungssteuerung auf dem Daumenrad und das Verhältnis Blende/Belichtungszeit auf dem Objektivring. Bei Videos hätte ich manchmal gern die Focus-Steuerung auf dem Objektivring, oder je nach Situation auch die Belichtungssteuerung – weil der Objektivring nicht klickt. Auch in den Menüs oder dem Quick-Menu wird der Objektivring überhaupt nicht genutzt.

Bilder im Kopf

Fast hätte ich vergessen, über das Kerngeschäft des Geräts zu schreiben: Fotografie.

Endlich wieder eine Kamera, die primär Fotos im Seitenverhältnis 3:2 aufnimmt. Um eine aktuelle Werbung zu zitieren: „Ich hab dich so vermisst!“ – nein, wirklich, das ist das Format für Fotos – 4:3 ist pfui-pfui!

Was sehr schnell auffällt ist der Autofokus – und das meine ich so, wie es da steht. Das Teil rast. Neben dem einfachen Spot, den ich persönlich bevorzuge, gibt es noch zwei Mehrfeldmodi, Punkt, Gesichtserkennung und MF. Focuspeeking ist bei letzterem sehr schön gelöst, sobald etwas im Bild einen hohen Kontrast aufweist, leuchtet es blau, wobei sich die Empfindlichkeit umstellen lässt. Der Gesichtserkennung können Namen und Alter zugeordnet werden und funktioniert „creepy“ gut. Eine weitere Funktion, die ich mittlerweile nicht mehr abschalte, ist das Zebramuster bei Überblendung. Gerade in hellen Umgebungen unterschätzt man das gerne einmal und die durchlaufende Markierung weist einen schnell darauf hin. Touch-AF ist ganz praktisch aber ein Alleinstellungsmerkmal? Eher weniger. Etwas nervig ist, wenn man den Bildschirm versehentlich berührt hat, muss man für den Zurück-Button etwas warten, wobei der Menü/Set-Button etwas verkürzen kann.

Wenn man von Canon kommt, gewöhnt man sich sehr schnell an die etwas andere Bedienung, nur die oben schon bemängelten Menüs sind etwas nervig.

Video killed the radio star

Ein anderer Kaufgrund für die Kamera war die Videofunktion. 4K. Nicht, dass ich damit dauerhaft „produzieren“ würde, aber bei manchen Gelegenheiten ist es sicher ein sehr nützliches Feature. Und um gleich mal die Marketinglüge zu enttarnen: Es ist streng genommen kein 4K. Zumindest nicht ganz. Die Kamera nimmt in etwa UHD (3840×2178), aber keine Sorge: so ziemlich alle „4K“-Fernseher haben auch UHD. „Echtes“ 4K gibt’s im Kino.

Zunächst mal zur Grundfunktion. Die Kamera bietet die Aufnahme sowohl als MP4 als auch AVCHD an. Die Unterschiede sind im Endeffekt marginal, aber: AVCHD ist etwas konkreter für die Verarbeitungskette für den Videoschnitt spezifiziert und hat mit AC3 den etwas hochwertigeren Codec (MP4 hat üblicherweise AAC LC). Ein weiterer Unterschied, an den man sich gewöhnen muss: die Ablage der Dateien. Bei MP4 liegen sie direkt neben den Fotos, bei AVCHD gibt es eine feste Dateistruktur und die Dateierweiterung MTS. Wenn man es nicht gewohnt ist, fragt man sich also erst einmal, wo die Aufnahmen geblieben sind.

Neben der Qual der Wahl des Dateiformats kann man die Framerate, bei AVCHD Scanmode (Progressive oder Interlaced) und bei MP4 die Auflösung wählen. Bei der Bildrate kann man in der EU-Version der Kamera zwischen 24, 25 und 50 wählen und die Aufnahme ist auf 30 Minuten bzw. eine bestimmte Dateigröße (ich meine 4 GB) beschränkt – Danke EU. (und ja, ich hätte gerne noch etwas Geld draufgelegt, um eine Videokamera im gleichen Gehäuse zu bekommen) Zwar kann die Hard- und Software auch mit 30 bzw. 60 fps aufzeichnen, allerdings nur in der US-Version. Mir wäre letzteres lieber, weil flüssiger. Abgesehen davon: PCs arbeiten eh mit 60 fps und alle modernen Fernseher rechnen eh auf etwas > 60 Hz hoch. Wer mehr Frames braucht, kann auch das haben: 100 fps, dann aber nur mit FHD und im Menü versteckt (Whhyyy?)

Nach Internetangaben gibt es beim Killerfeature 4K eine Einschränkung: keine Bildstabilisierung, wobei nicht klar ist, ob es sich dabei nur um den Stabi durch Bildverarbeitung (dann 5 Achsen) handelt, oder ob auch der mechanische (2 Achsen) außer Kraft gesetzt wird. Nimmt man in Full-HD auf, wird auch die Bildneigung korrigiert. Es gibt zusätzlich einen „Überkopf-Modus“, speziell für diese unsäglichen Konzertfilmer, der auch stärkere Neigungen ausgleichen soll.

Eine zweite Einschränkung oder vielmehr Schlamperei: Bei Schwenks bzw. eher deren Ende gibt es reproduzierbar einen saftigen Ruckler bzw. eine unschönes Verschieben der Bildmitte. Das ist wirklich nicht schön und so richtig kann man es auch nicht umgehen, außer mal schaltet die Stabilisierung komplett ab. Beweisvideo gefällig?

Schön ist übrigens auch, dass der Touch-AF auch während der Videoaufnahme funktioniert. Leider kann man die Geschwindigkeit des Wechsels nicht einstellen. Für die meisten Situation dürfte die Geschwindigkeit aber angemessen sein.

Wie lange der Akku bei der Filmerei durchhält habe ich noch nicht gemessen. Ich denke, er wird ähnlich schnell leergesaugt wie bei anderen Kameras.

Nun noch kurz zu den Funktionen, die auf die 4K-Videoaufnahme aufsetzt: Preshot, Postfocus, Serienbilder. Zunächst: 4K ist größer als man denkt. Unterm Strich ca. 8 Megapixel (3504×2338 Pixel).

Bei aktiviertem Preshot wird permanent ein Video gedreht und im Ringpuffer gehalten. Löst man aus, wird der komplette Puffer weggeschrieben. Ich meine, es sind 30 Bilder pro Sekunde, habe aber gerade nicht im Kopf, wie lange aufgezeichnet wird. Anschließend kann man (muss aber nicht) ein Foto auswählen, das zugehörige Video wird aber auf jeden Fall behalten und man kann auch später noch Frames als JPG herausnehmen.

Beim Postfocus wird ein ein- bis zweisekündiger Videoclip mit sehr hoher Bitrate (100 MBit/s) aufgenommen und parallel der Focus durchgefahren. Anschließend kann man in der Wiedergabe ein Frame auswählen und exportieren. Dazu tippt man einfach den Bereich an, der scharf sein soll. Von der Benutzung ist das ähnlich wie bei Lichtfeldkameras, aber man hat eben den zeitlichen Faktor. Man fängt Bewegungen mit ein. Die Fotos fühlen sich etwas körniger an, was aber nur (m)ein Eindruck sein kann. Nicht bestreiten kann man aber, dass die Bilder durch einen Videocodec gelaufen sind und womöglich JPEGs in Sachen Qualität nachstehen. Leider wird keine „Schärfekarte“ abgespeichert, zumindest konnte ich auf der Speicherkarte und in den EXIF-Daten nichts dazu finden. Trotzdem scheint noch etwas in der Datei zu sein, zumindest springt bei der Wiedergabe in VLC kurz die Auflösungsanzeige und es sieht so aus als würde ein Übersichtsbild angezeigt werden.

Zur Serienbildfunktion muss ich wahrscheinlich nicht sagen: Wieder hohe Bitrate und anschließender JPG-Export.

Zwei weitere halb-Video-Funktionen hat die Cam auch noch zu bieten: Zeitraffer und Stop-Motion. Das Intervalometer bietet einen einfachen Rechner für die Dauer der Aufnahme an, nach Abschluss der Fotoserie kann man zudem die Fotos direkt in ein Video verwandeln. Bei meinem Testlauf mit 300 Fotos (10 Megapixel) hat die Aktion ca. 3 Minuten gedauert. Und ja, es war ein Sonnenuntergang. Der Trauerrand kommt von meiner Dummheit. Will man ein 16:9-Video daraus machen, sollte man auch in 16:9 fotografieren. Um etwas den Akku zu schonen, kann man während der Aufnahme das Display abschalten. Leider hält das die Kamera nicht davon ab, nach jeder Aufnahme die Rückschau des aufgenommenen Fotos einzublenden. Es wäre praktischer, wenn man diese gleich im Setup (vorübergehend) deaktivieren könnte.

Im Stop-Motion-Modus läuft optional ebenfalls das Intervalometer – oder man löst manuell aus. Leider gibt es hier keine Bewegungserkennung (bzw. eine Erkennung, ob die Hand aus dem Bild ist). Kern der Funktion ist die Überblendung der letzten Bilder, um einen besseren Eindruck über die Bildveränderung zu bekommen, was auch ganz gut gelungen ist.

Ok, Foto: check, Video: check, jetzt fehlt nur noch die App.

Über WLAN kann man sich mit der Kamera verbinden, um Bilder herunterzuladen oder sie fernzusteuern. Letzteres ist praktisch, wenn man selbst Teil des Bildes werden soll und entweder niemand anderes in der Nähe ist (dem man die Kamera anvertraut) oder man aus irgendwelchen Gründen nicht bei der Cam sein kann oder will. Die Videoübertragung läuft recht flüssig und hat eine relativ kurze Verzögerung Beizeiten werde ich das nochmal messen. Richtig kritische Dinge macht man darüber allerdings nicht. Sofern man seinen Handyakku strapazieren will, kann man über die App auch Geotagging betreibe, obwohl mir ein integrierter GPS-Receiver (z. B. statt des EVF) deutlich besser gefallen hätte.

Mein Fazit: Ja, sie hat Ecken und Kanten. An die meisten kann und werde ich mich sicher gewöhnen. Ob sie meine neue Lieblingskamera wird, kann ich noch nicht sicher sagen, aber sie hat gute Chancen.

Ganz Problemfreie Software?

Einen Nachtrag muss ich zur GPS-Geschichte meiner Canon-Kamera noch machen: der Support hat mir versichert, dass die A-GPS-Daten auch bei der fehlenden Anzeige des Gültigkeitsdauer an das Modul weitergegeben werden. Das wollte ich zunächst nicht so wirklich glauben, aber auch nicht beweisen. Die „Gute“ soll zu bleiben.

Einen Unterschied der beiden Kameras habe ich noch gefunden: Aufgrund von Problemen bei der Akkulaufzeit während Videoaufnahmen gab es mal ein Firmware-Update. Die „gute“ hat es, die andere nicht. Nachgezogen habe ich noch nichts, aber es wäre noch einen Versuch wert – allein um zu sehen, ob das Verhalten konsistent ist und um auszuschließen, dass die Firmware der „guten“ einen Knall hat.

Um das vermeintliche Problem mit den Assist-Daten zu checken, habe ich mehrfach die TTFF (time to first fix), also die Dauer vom Einschalten des Empfängers zum Ermitteln der Position, gestoppt. Mit und ohne A-GPS-Daten. Um verlässliche Ergebnisse zu erhalten, gab es mehrere Messläufe. Zwar unter dem Dachfenster aber mit freiem Blick in den Himmel. Die Scheibe ist nicht metallisiert, hat also nicht allzu viel Dämpfung. Das Tablet braucht an der Stelle (ok, mit genauer Zeit und Hilfsdaten) nur wenige Sekunden für einen Fix.

Die Messung selbst ist etwas nervig – die Kamera schaltet nach 30 Sekunden das Display ab und man sieht nicht mehr, ob ein Fix zustande gekommen ist. Eine Anzeige der Details zum Status des Empfängers hat sich der Hersteller nämlich gänzlich gespart. Das Drücken zu automatisieren habe ich mir gespart. Also blieb nichts anderes übrig als alle 25 Sekunden irgendeine Taste zu drücken. Um gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen wurde vor jeder Messung der Akku entnommen und ungefähr 10 Sekunden gewartet.

Nach längerem Warten war ich zumindest etwas schlauer: ohne Hilfe bis zu 17 Minuten, mit zwischen 4 und 7 Minuten. Aufgrund der nicht sonderlich großen Reihe und den nicht idealen Bedingungen sind die Werte allerdings mit Vorsicht zu genießen. Für verlässliche Messungen müsste das Ganze unter freiem Himmel, bei gutem Wetter und gleichbleibender Satellitenkonstellation durchgeführt werden – mal schauen, ob dafür die nächsten Tage Zeit übrig bleibt.

Auch wenn der TTFF – verglichen mit anderen Empfängern – einigermaßen bescheiden ist, scheint A-GPS zu funktionieren. Mein Anfangsverdacht Nr 2 hat sich also verhärtet: jemand in der Software hat es verkackt. Könnte schlimmer sein, aber schön ist es trotzdem nicht.

Über Spannungen und deren (Einschalt-)folgen

Was ist cooler als ein Logic 16 von Saleae? Natürlich ein Logic Pro 16!

Neben den 16 Kanälen, die (bei 4 Kanälen) mit bis zu 500 MS/s samplen können (100 MS/s bei 16 Kanälen) kann man selbige auch analog aufzeichnen lassen. Das macht die Sache zwar langsamer und es benötigt sehr viel Speicher, aber es bieten sich interessante Möglichkeiten. Nein, es wird kein Oszilloskop daraus. Auch wird es kein Datenlogger. Das Gerät eröffnet wie ich finde eine neue Geräteklasse – einen Hybriden, der es ermöglicht, für Oszilloskope zu breite Busse digital zu analysieren und dabei – wohl bemerkt in den gegebenen Grenzen – auch das Analogverhalten der Signale anzusehen.

Es gibt einen Anwendungsbereich, für den der Pro wie geschaffen ist: Power-up-Sequenzen. Als Bastler kennt man sie nicht, weil man sie nicht braucht. In komplexeren Systemen gibt es oft viele Spannungen, deren Einschaltreihenfolge und teilweise auch die Art des Einschaltens von großer Wichtigkeit ist, da sonst Komponenten entweder nicht richtig funktionieren oder sogar Schaden nehmen. Nehmen wir einfach mal ein Handy: Beim Einschalten bekommt die CPU nicht einfach Strom, zunächst muss das Power Management hochfahren, das den Rest regelt. Anschließend bekommt der Arbeitsspeicher Strom, dann der Prozessor. Dann kommt der Takt. Danach kann langsam die Peripherie hochgefahren werden – Sensoren, Audio, Display und alles andere.

Um es sehr einfach zu umreißen: Würde das Display bzw. dessen Hintergrundbeleuchtung als aller erstes Strom bekommen, würde man als allererstes – weil der ganze Rest noch gar nicht läuft – irgendwelchen Mist auf dem Display sehen. Bei meinem alten China-Scope (Unitrend 2042) war das zum Beispiel der Fall. Wertig wirkt das nicht.

Um das GPS-Modul etwas besser kennenzulernen, sollte man wissen, wann es wo welche Spannung braucht. Mittlerweile habe ich auch den letzten Fädeldraht angelötet. Um keine Kurzschlüsse am Konnektor zu erzeugen, kratzte ich (schweren Mutes) die Flex zum Empfänger auf und verging mich an ihr – mal hoffen, dass der Draht und die Flex hält:

gnss_powerseq_Leitung4

Das GNSS-Modul ist zunächst getrennt – um zu sehen, welche Spannungen die Kamera zur Verfügung stellt. Zu Beginn der Messung ist die Kamera vom Strom getrennt und wird anschließend über das Akkufach versorgt und bleibt für den Benutzer auch aus. Trotzdem tut sich was:

gnss_powerseq_aus

An Pin 1 – im Foto oben (wie in den Posts von gestern) links liegen 3 V an. Pin 2 ist GND und daher in diesem Kontext uninteressant. Pin 3 hat 3,3 V. Pin 4 bis 7 floaten vor sich hin – das dürften alles Datenleitungen sein. An Pin 8 liegen wiederum 2,43 V an.

Im nächsten Screenshot sieht man die Stärke des Pro:

gnss_powerseq_aus_timing

Cursor A1, B1 und C1 liegen so gut wie möglich aufeinander. A2 zeigt die Verzögerung von Pin 3 zu 1 und 8, wobei man darüber streiten kann, ob hier tatsächlich eine Sequenz gefahren wird – schließlich sind es nur knapp 120 µs Unterschied. Was man mit einem normalen Logic Analyzer nicht gesehen hätte – und mangels Kanälen an einem Oszi auch nicht ist das Verhalten beim Hochfahren der Spannungen aller Kanäle. Bei Pin 1 dauert das ca. 6,35 ms, bei 3 und 8 ca 8,8 ms, wobei Pin 8 etwa eine drittel Sekunde früher komplett hochgefahren ist. Ich wollte aber niemanden mit Cursorn erschlagen.

Auch nach einer Viertel Stunde ändert sich nichts. Das Modul wird also dauerhaft mit Strom versorgt. Das ergibt auch Sinn – um einen schnellen GPS-Fix zu erhalten, ist es wichtig, dass die Uhr im Empfänger dauerhaft läuft. Die Auswirkung auf die Betriebsdauer des Akkus spürt man so gut wie gar nicht, weil man den Unterschied nicht kennt 😉

Schaltet man die Kamera ein, zeigt sich folgendes Bild:

gnss_powerseq_an

Es ändert sich lediglich was an Pin 5 – das ist der UART-Tx (zum GNSS-Modul). Im „Stüpfel“ weiter rechts, werden ein paar Byte übertragen:

gnss_powerseq_nebensprechen Leider kann man keine Analyzer auf Analogsignale anwenden – das fehlt dem Logic noch. auf Pin 6-8 sieht man leichtes Nebensprechen – ob es tatsächlich an den Signalen oder meinem bescheidenen Aufbau liegt, kann ich nicht sagen, vermute aber letzteres.

Wenn man in den Kameraoptionen die GPS-Funktion abschaltet, tut sich erst einmal nichts. Im Gegenteil, alle Stromversorgungen bleiben an. Allerdings ist nicht sicher, ob es einen Enable gibt und dieser auf Kameraseite ein Open Drain mit Pull-up im Modul ist.

Interessant ist ebenfalls, dass die Kamera auch nach dem Ausschalten noch eine ganze Weile mit dem Modul zu kommunizieren versucht. Entweder ist es der klägliche Versuch, das Modul in den Tiefschlaf zu schicken oder etwas anderes. Auf jeden Fall bleibt der UART noch relativ genau 30 Sekunden aktiv, bevor er abschaltet. Die Versorgungsspannungen bleiben aber – wie erwartet – danach aktiv.

So, nun einmal mit Modul – wieder zunächst das Anklemmen der Versorgung im Akkufach:gnss_powerseq_mit_modul_aus

Ok, ein leichter Unterschied. Die Versorgungspins bleiben wie erwartet gleich. Pin 4 dümpelt nach wie vor vor sich hin (hätte ich ihn wirklich anlöten müssen?) Pin 5 hat nun auch hier seine 1,8 V. Da muss wohl ein Pull-up im Modul verbaut sein. Pin 6 ist nun auch aktiv. Nach dem kleinen Knick bei ca. 0,75 s steigt die Spannung übrigens von 1,7 auf 1,8 V – vielleicht der Pull-Up des Prozessors der Kamera? An Pin 7 liegen nun dauerhaft 1,8 V an. Entweder der Ausgang eines GNSS-internen Spannungsreglers oder Interrupts oder sonstwas?

Nach nicht ganz einer Sekunde ist der Spuk auf jeden Fall vorbei, die Kamera ist wieder im Tiefschlaf. Was vorhin nicht zu sehen war: Bis auf der Versorgung an Pin 3 werden alle abgeschaltet. Das muss für die Uhr im Empfänger sein.

Um nicht mit ganz so vielen Screenshots zu spammen, hier mal Power-up und Power-down zusammengefasst und dazu die absoluten Zeitstempel. Wer rechnen will, gerne:

  • A1: 0,604856 s (versteckt hinter B1)
  • B1: 0,604999 s
  • A2: 0,611305 s
  • B2: 1,560646 s
  • C1: 1,560977 s

gnss_powerseq_mit_modul_aus_zoom

Kommen wir nun zum Einschalten der Kamera mit Modul:

gnss_powerseq_mit_modul_an

Das meiste ist bereits bekannt, ich hab nach wie vor keine Ahnung, was Pin 4 macht. Vielleicht wird er ja high, wenn es einen GPS-fix gibt? Nächste Frage. Nun gibt es auch auf Pin 6 und 7 ein Signal. Pin 6 ist augenscheinlich der Rx vom Application Processor, also Tx vom GNSS. Der bisschen breitere Block an Pin 5 ist das Hochladen der Almanach-Daten. Die sporadischen Stüpfel an Pin 6 die Bestätigung davon. An Pin 7 liegen konstant 1,86 V an. Sieht entweder nach dem Ausgang eines Spannungsreglers oder doch einem anderen Signal aus. Bis jetzt konnte ich dort nichts beobachten.

Was die Spannung an Pin 8 macht ist mir ehrlich gesagt auch nicht klar. Sie springt auf 1,6 V hoch um kurzzeitig wieder auf die ohne Modul beobachteten 2,41 V zu schalten, wieder runterzugehen und dann doch wieder kurz auf 1,6 V zu springen. Die kurze „high-Phase“ fällt mit den ersten zwei gesendeten Blöcke zusammen. Diese waren das „Hello world“ des Chipsatzes (siehe vorletzter Blogpost). Vielleicht gehört das zur Initialisierung. Wenn man bedenkt, dass hier mutmaßlich der Spannungsregler stärker belastet wird und dadurch einbricht: tolle Initialisierung.

Um vielleicht doch noch herauszufinden, wofür Pin 4 und 7 sind habe ich im Menü Geotagging ein- und ausgeschaltet – ohne Auswirkung auf auf die Signale.

Nachdem die Kamera nun seit 1 Milliarde Samples bei 1 MHz, also etwas mehr als 16 Minuten, keine Regung beim GNSS-Icon zeigte, muss ich leider davon ausgehen, dass entweder der Empfänger oder die Kamera einen Schuss weg hat. Das Mistding versucht anscheinend noch nicht einmal, Satelliten zu suchen.

Aus den Traces habe ich die UART-Daten extrahiert und einem NMEA-Parser zum Fraß vorgeworfen. Mehr als leere RMC- und GGA-Botschaften kam nicht heraus. Hmpf – da ist wohl wirklich nix zu reißen – und nun auch nichts mehr zu verlieren. Mit meiner Lieblingslötspitze (der Hohlkehle) geht es an das Shielding.

Nanu, da ist ein Bauteil nicht ganz so, wie es sein sollte:

gnss_powerseq_noshieldEtwas mit der Pinzette gezupft und das andere Pad vom Kondensator war abgehoben. Bzw. blieb eher auf der Leiterkarte hängen. Ich bin mir sehr sicher, dass das nicht ich war. Beweisen kann ich es aber nicht. Wieder notdürftig angelötet tut sich… …nichts.

Das Oszi spricht: beide Quarze schwingen. der oben im Bild mit 32 kHz, der unten mit ca. 16,4 MHz. Klingt plausibel.

Jetzt ist auch sicher, welcher Chip verbaut ist – ein MTK3339AV. Google spuckt zwar kein Datenblatt aus, aber das Teil wird mit ähnlicher Antenne flächendeckend verkauft. Adafruit hat ein Datenblatt zu einem Modul mit diesem Chipsatz.

Der Versuch, das Teil zum Laufen zu bekommen wäre damit (vorerst) beendet, leider.

Drei verschwendete Abende? Nein. es war auf jeden Fall interessant, das Modul zu erforschen, auch wenn es sich schlussendlich als Kaputtnik herausgestellt hat.

Strg+Z

Argh! Am liebsten würde ich jetzt so lange auf Strg+Z hämmern, bis ich die Kamera nicht zerlegt habe. In wieder mal jugendlichem Leichtsinn habe ich den Bildsensor vom Objektiv getrennt und den Reflektor vom Display gerissen. Mann, bin ich dumm!

Denn: Die Kamera lebt! Einzig der fehlende Blitz wird beim Einschalten bemängelt.

SX280_lebt

Es wäre die perfekte Opferkamera geworden, für nichtmal nen Zehner. Könnt ihr euch vorstellen, wie ich mir gerade in den Allerwertesten beiße? Keine Ahnung, warum das Teil vorher nicht komplett einschaltete (Doch, die 6. Stelle der SNR ist eine 4). Irgendein Dösbaddel hat die Flex zur Hintergrundbeleuchtung abgerissen – und ich möchte nicht ausschließen, dass ich dieser welcher war. *seufz*

Naja, zumindest kann man versuchen, das Beste aus der Situation zu machen – zum Beispiel den GNSS-Empfänger weiter erforschen. Es wäre interessant, ob, wann und wie die Almanach-Daten in den Empfänger kommen. Erster Versuch: Einfach mal die alte EED-Datei drauf und gucken was auf dem UART passiert. Kurz: Nix. Ok, vielleicht lädt die Kamera clevererweise nur die Daten, wenn sie auch gültig sind. Also einfach mal das Datum auf irgendwann 2014 (im gültigen Bereich) gesetzt und neu gestartet.

Here we go:

SX280_upload_almanach

Eine halbe Sekunde Upload. Bei einer Byte-Länge (mit Pause) von ca. 95 µs sind das ca. 7 KiB. Also wohl ein Auszug aus der Datei. Näher hab ich es mir noch nicht angeschaut.

Ok, nun ein völlig abstruses Experiment. Versuchen wir doch mal eine aktuelle EED-Datei, heute frisch vom Canon-Server geladen. SD-Karte rein, Datum umgestellt, Neustart. Der Logic Analyzer zeichnet wieder einen Transfer auf und die Kamera zeigt im A-GPS-Screen den Gültigkeitszeitraum richtig an. WTF!?

Canon, ich glaube, wir haben ein Problem! Ein persönliches sogar!

Als „Beweis“ habe ich ein Video gemacht. Die SD-Karte enthält bis auf die Bilder nichts, was GPS-Infos tragen würde. Meine richtige Kamera lädt keine Daten mehr. Sie ist in dieser Hinsicht also kaputt. Keine Ahnung warum, weil abgesehen von diesem Fehler funktioniert Geotagging ohne Probleme.

Jetzt wäre natürlich der Gedankengang nahe, eine Transplantation durchzuführen: Engine aus der Bastelkamera in die „Produktivkamera“. Nein. Nicht, weil ich fürchte, dass die Kamera dann im Einsatz nicht mehr so stabil läuft – ich vermute eher, dass der Flash neben dem Killflag für A-GPS auch Kalibrierdaten für den Autofokus (obwohl es der dumme mit Kontrastgrenze ist), Bildstabilisierung und ähnliche Korrekturdaten (Tote Pixel) der Kamera enthält. Es wäre ziemlich großer Mist, diese zu „verlieren“.

Jetzt muss Canon ran! Garantie ist vorbei, aber das ist ganz offensichtlich ein Fehler, für den ich nichts kann. Ich hätte gerne eine Erklärung!

Und es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine PowerShot ohne meine Hilfe verabschiedet. Bei meiner A95 haben sich die Bond-Drähte vom Sensor gelöst und die A2100 bekam Alzheimer und wusste nicht mehr, wie sie hieß. Beide hat Canon auch nach der Garantie- bzw. Gewährleistungszeit kostenlos repariert, nervig ist es aber trotzdem. Die 300D von meinem Vater habe ich selbst wieder in Gang gesetzt. Mit einem Reißnagel. Vier von 6 Kameras sind somit im Eimer, wobei ich die 400D wegen Unzulänglichkeiten in der Software bzw. einem Objektivfehler auch nicht mehr wirklich nutze. Bleibt also nur die aktuell (noch) intakte 600D von meinem Paps. Vielleicht sollte ich doch mal über einen Systemwechsel nachdenken. Schade, denn ich mochte sie eigentlich ganz gern. Bis auf die Akkulaufzeit bei der SX280 im Videomodus und den nicht sauberen 60 fps-Aufnahmen…

The strangest deal

Gestern war es mal wieder so weit. Friedrichshafen ruft!

Dieses Jahr war die HAM Radio gefühlt wieder besser besucht, obwohl das Wetter nicht ganz so stabil war wie die Jahre zuvor.

An ein paar Ständen gab es wie auch die Jahre zuvor kaputte Digiknipsen. Darunter auch „meine“ Canon SX280. 15 Euro für eine kaputte Kamera? Ein Argument zum Handeln gab es: der Blitz fehlte. Also den Händler anquatschen und 10 Euro geboten. „Aber da fehlt der Blitz!“ – „ok, dann 8 Euro“. Gut, wenn er meint, dann bekommt er halt nochmal 2 Euro weniger als ich ihm eigentlich geben wollte.

Warum ich sie wollte? Zum einen bietet Canon keine Almanachdaten mehr an, zumindest keine aktuellen mehr. Wenn ich weiß, welcher Chipsatz verbaut ist, lässt sich vielleicht eher etwas finden. Zudem hat das Objektiv zwar eine Delle, scheint ansonsten aber noch intakt zu sein. Immerhin hat es Kleinbild-Äquivalent verrückte 28-500 mm Brennweite. Die Blende ist dann zwar ziemlich zu und die Abbildung nicht mehr ganz so perfekt, aber für den angepeilten Verwendungszweck an der Raspberry Pi-Cam, who cares? Ich hatte schon ein Canon EF-Objektiv am Pi. aus 200 mm Brennweite werden knapp 3000 mm KB-Äquivalent. Den Mond muss man damit ziemlich feinfühlig ansteuern und trotzdem haut er recht schnell ab. Leider ist das Objektiv bei offener Blende nicht ganz so knackig, zum Schließen selbiger braucht’s allerdings zusätzliche Hard- und Software…

Aber ich schweife ab. Don’t turn it on, take it apart? Naja, vorher möchte ich zumindest sehen, was die Kamera noch macht, schließlich habe ich alle Betriebsmittel daheim. Resultat: Der Bildschirm bleibt dunkel, das Objektiv fährt nur kurz aus, dann ist wieder Stille. Aber immerhin tut sich etwas.

Also, auf den Apparat! Alle Schrauben gelöst, braucht man nur noch sanfte Gewalt um die Gehäusehälften voneinander zu trennen. Die Innereien sind erstaunlich aufgeräumt – GPS und WLAN sind erwartungsgemäß Module, wodurch der kleine Schwester SX270 einfach die beiden Platinchen mit Funk fehlen.

SX280_module

Funkmodule der Canon SX280, links: WLAN, rechts: GPS

Auf dem WLAN-Modul ist WYSBCVCXA eingraviert. Eine kurze Suche ergibt: Es ist ein Modul von Taiyo Yuden – nicht die ganze Leiterkarte sondern nur das kleine Teil mit Blechdeckel. Alles außenrum stammt augenscheinlich von Canon, zumindest deutet der Aufkleber auf der Rückseite darauf hin. Im inneren werkelt ein Marvell 88W8787, der mit dem Prozessor über SDIO kommuniziert. Bluetooth und 2,4G-WLAN kann grundsätzlich über die die gleiche Antenne arbeiten, auch scheint das Modul die entsprechenden Bauteile für den Betrieb zu besitzen. Müsste ich nur noch die Anschlussbelegung herausfinden, dann wäre das tatsächlich etwas für den Raspberry Pi. Noch ein kurzer Ausflug: Warum macht man ein Modul auf ein Modul und nicht zumindest den Funkchip direkt auf das eigene Modul? Ganz einfach, und manche kennen es vielleicht schon von den ESP8266-Modulen: Zertifizierung. So muss nur das eigentliche Funkmodul durch die vollständige Zerti. Die Antenne und das andere Außenrum muss man zwar trotzdem noch checken, aber das geht bedeutend schneller und günstiger.

SX280_gnss

Beim GPS-Modul (oder korrekter: GNSS) sieht es leider nicht ganz so gut aus. Auf dem Shielding steht zwar, dass es ein GYCFDMAXX von Canon sei aber bis auf Typenzulassungen findet man nichts im Netz, die Daten auf der Oberseite kommen rein aus der Produktion und das Shielding herunternehmen gefährdet die Elektronik darunter. Nebenbei: wen die Kerben an der Patchantenne irritieren – das war nicht ich mit dem abgerutschten Schraubendreher – das muss so! So werden die Antennchen bei der Produktion getrimmt.

Also keinerlei Infos. Ublox, Broadcomm, Sirf, SkyTraq, Qualcomm, Mediatek oder noch was exotischeres? Keine Ahnung. Da ist mehr Detektivarbeit vonnöten. Im Foto oben sieht man noch leicht die Flex vom Modul – die zwei linken Leiterbahnen sind etwas dicker – das MUSS die Stromversorgung sein. Ich definiere links einfach mal zu Pin 1. Nachdem Pin 2 auf die große Fläche geht, müsste das die Masse sein. Pin 1 ist also die Versorgung. Beim Rest bleibt die Ahnungslosigkeit. Klassischerweise sprechen GNSS-Chips UART oder I²C. Manche auch USB, was aber eher für PC-Empfänger und R&D-Zwecke verwendet wird. Jedes Interface benötigt aber lediglich zwei Leitungen, das Modul ist allerdings mit 8 angebunden. Bei UART kann noch RTS und CTS dazukommen. Was ich mir noch vorstellen könnte wären ein Enable, Interrupt, 32 kHz-Takt oder ein 1-Pulse-per-Second-Signal.

Es hilft nix, da muss ein Messgerät ran – Ich hab da mal was vorbereitet:

SX280_engine

Hab ich erwähnt, wie aufgeräumt das Design in der Kamera ist? Zu meinem weiteren Erstaunen ist die kleinste Bauteilgröße 0402. Ich hätte erwartet, dass Canon im Jahr 2013 schon alles mit 0201 zupflastert. Schön für Bastler, da ist das Umbauen deutlich angenehmer.

Folgende Bauteile sitzen auf der Leiterkarte:

  • Elpida B2064B3PB-8D-F – RAM
  • Macronix MX29GL256FHX01 – Flashspeicher (kein eMMC)
  • Analog Devices ADV7528 – HDMI-Transmitter
  • Renesas (?) R2A30447 – Motortreiber (?)
  • 4957 323A – ???

Vom eigentlichen Prozessor sieht man nichts. Er ist unter dem RAM versteckt – Stichwort Package-on-Package. Zum R2A30447 konnte ich nichts eindeutiges finden, aber Bauteile mit ähnlichen Bezeichnungen sind alles Motortreiber. Zudem deuten die dickeren Widerstände, größere Kupferflächen (um die Wärme wegzubekommen) und die Nähe zum Objektivkonnektor sehr explizit darauf hin. Neben dem Motor für das Objektiv und den Blitz könnte der Chip auch die Aktuatoren für Blende und Voicecoils für den Autofokus und Bildstabilisator ansteuern. Was der Chip mit der Gravur 4957 323A macht, konnte ich nicht herausfinden. Ich vermute, dass es ein IMU, also Accelerometer und Gyroskop ist. Accelerometer, um die Orientierung der Kamera (zum automatischen Drehen der Bilder, was Canon noch immer nicht „richtig“ in den Exif-Daten ablegt) und als Komponente für den Bildstabilisator verwendet. Was noch auffällt: Links unten im Bild befindet sich ein Footprint für einen unbestückten Konnektor. Hmmmm, könnte das vielleicht der Debug sein? 🙂

Zurück zum GNSS – Solderporn gefällig?

SX280_gnss_conn

Eigentlich gar nicht so spekakulär – wie gesagt: die Widerstände sind im 0402-Package. Pin 1, die mutmaßliche Versorgung ist hier rechts. Im letzten Bild sieht man: an ihm hängt auch das Oszi. Pin 4 konnte ich nicht richtig anlöten, weil es anscheinend auf keinen Widerstand unten führt. Vielleicht der in der zweiten Reihe? keine Ahnung. auf jeden Fall kommt jeder Pin an den Logicanalyzer.

Sobald die Kamera Strom bekommt regt sich auch etwas:

SX280_gnss_LA1

Kanal 4 und 5 sieht sehr interessant aus und der Screenshot oben ist schon verräterischer als ich beabsichtigte:

SX280_gnss_LA2

We got signal! UART 115200 Baud, 8N1. Die Signale auf Kanal 5 sind offensichtlich Glitches durch Nebensprechen.

Der GNSS-Receiver meldet:

$PMTK011 MTKGPS*08\r\n$PMTK010 001*2E\r\n

$PMTK010 002*2D\r\n

Wir haben es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mit MediaTek zu tun, der NMEA 0183 spricht. So weit, so gut.

Auf der Suche nach Mediatek und Almanac bin ich auf eine Seite von Gizmochina gestoßen. Darauf ein Link auf http://ftp.epo.mediatek.com. Allerdings ist der Server offline. Aber zumindest gibt es eine Fährte. Auf der Suche nach Mediatek und epo fand ich die Sourcen eines Updaters für Android. Man muss etwas wühlen, aber schlussendlich läuft es auf folgende Ressource hinaus: http://epodownload.mediatek.com/EPO.DAT. Datei heruntergeladen, und neben die aktuelle CAGM01.EED der Kamera gelegt (Die Datei befindet sich auf der Speicherkarte im Ordner \DCIM\CANONMSC\GPS\)  – zumindest die Dateigröße ist gleich. BeyondCompare sagt: Inhalt ebenfalls identisch. Ich habe ein Bingo!

Ok, im Nachhinein hätte ich das auch einfacher haben können. Denn, meine Fritzbox kann Netzwerkverkehr mitschneiden. Der Vollständigkeit halber habe ich das nun auch nachgeholt.

Kurz und knapp baut die Kamera auch eine Verbindung und sendet folgenden Header:

GET /rmds/ic/agps/cagm01.eed HTTP/1.1

HOST: gdlp01.c-wss.com:80

CONNECTION: close

Funktioniert auch im Browser. Als Antwort kommt, wie erwartet, die Datei von oben. Nur zeigt die Kamera noch immer „Gültigk.zeitr. d. A-GPS-Dat.: –.–‚– – –.–.‘–“ an. (warum eigentlich so stark abgekürzt, da wäre noch elendig viel Platz auf dem Bildschirm…)

Vielleicht funktioniert auch nur die Anzeige des Gültigkeitszeitraum nicht?! Naja, zumindest der TTFF liegt irgendwo bei 2 Minuten – ich bin mir also nicht sicher.

In den Untiefen meiner Festplatte konnte ich ältere Versionen der Datei finden. Mit richtiger Dateizeit. Hmmm – was macht wohl die Kamera damit? Also eine von 2014 kopiert, die Karte in die Kamera gelegt und siehe da: ich habe für den damaligen Zeitraum A-GPS-Support. Was passiert nun, wenn ich aktualisiere? Die Kamera behauptet was zu laden, nach dem Update steht aber der alte Zeitraum auf dem Display. Zurück am PC: Ja, die Datei wurde nicht überschrieben.

Bleibt eine Frage: Warum? Drei Ideen hätte ich:

  • Canon hat nur eine zeitlich begrenzte Lizenz von Mediatek oder deren Zulieferern für die Daten (Die Datei wird für andere Produkte auf dem Server aktualisiert oder wurde schlichtweg vergessen)
  • Jemand in der Software-Entwicklung hat es verkackt
  • Canon will, dass eine neue Kamera mit integriertem GPS-Empfänger (die es nicht gibt) gekauft wird

Für den zweiten Fall könnte man sich vertrauensvoll an den Support wenden. So motiviert wie ich sämtliche Consumer-Produkte-Hersteller mittlerweile kennengelernt habe, wird ein Standardschreiben zurückkommen: „Wir haben das Problem weitergeleitet. Ob und wann eine Fehlerkorrektur zur Verfügung steht, können wir zum aktuellen Zeitpunkt allerdings nicht sagen“. Wenn die Person, die diesen Textbaustein geschrieben hat, je Verwendung einen Cent bekommen hätte – sie oder er wären reich. Sehr sogar. 🙁

Und nun: sorry für die Länglichkeit. Wer hat es bis hier geschafft? Schreibt einfach einen kurzen Kommentar!

Darf ich mal kurz…

…mich hier über die Praktiken mancher Hersteller aufregen?

Nachdem ich demnächst auf einer Hochzeit fotografieren soll, die diesjährige Urlaubsplanung größtenteils steht und ich bei der Musik von CloZee ziemliche Lust bekomme, ein Video zumindest von letzterem zu machen, liebäugel ich mit einer neuen Spiegelreflex.

Für Canon ist zumindest ein gutes Objektiv noch da (allerdings nicht ganz reisetauglich) und die 760D erfüllt, obwohl sie der Billigmöller unter den EOSen ist, meine Erwartungen nahezu komplett. Leider keine 60 fps-Videos und nix über 1080p. Wer schon einmal mit höherer Framerate aufgezeichnet hat, will es nicht mehr missen. Flüssigere Bewegungen sind das eine, der deutlich größere Vorteil ist allerdings, mit der Wiedergabegeschwindigkeit (ohne größere Artefakte) arbeiten zu können.

Auf der Suche nach einem Zweitakku, der mir im Original mit um die 50 Euro zu teuer ist (wenn man weiß, wie billig der Krempel in der Produktion ist, wird einem nachhaltig schlecht), wurde die Suche auf Drittanbieter ausgedehnt. 15 Euro. Teilcodiert? Keine Restlaufanzeige? Fehlermeldung in der Kamera? Lässt sich nicht im Originalladegerät laden?

Die Begeisterungskurve machte einen deutlichen Knick nach unten. Stimmt, das habe bei einem der aktuelleren G-Modelle auch schon gelesen.

„Früher“ gab es halt keine Garantie mehr, wenn ein Fremdakku die Kamera beschädigte.

Heute braucht man wie bei Tintenpatronen Dongel, weil sich die Hersteller mit dem zwangsläufig benötigten Zubehör subventioniert oder einfach nur den Gewinn maximieren will. Es gibt keine technische Gründe, einen Kryptographie-Chip in eine nicht sicherheitsrelevante oder anderweitige kritische Komponente einzusetzen. Zumal der Mist früher oder später eh überwunden wird. Ok, bis dahin hat der Originalhersteller Strecke gemacht, danach ist es nur noch Gängelung.

Der Vergleich hinkt zwar etwas, aber bei DVDs gibt/gab (gab, weil sie langsam aber sicher von der Blu-ray beerdigt wird – die sind in der Beziehung IMO ein bisschen besser) es auch eine für mich völlig unverständliche Gängelung: wie lange dauert es üblicherweise vom Einlegen der Disc bis man den Film starten kann? Zwar nicht so lange wie im Kino, aber bei den meisten läuft erst nichtüberspringbare Werbung. Bei einer Scheibe, die man früher für über 20 Euro gekauft hat. Besorgte man sich den Film auf andere Wege, war man sofort im Menü oder der Film lief direkt los (so die Erzählungen). Der ehrliche Verkäufer ist also der Dumme. Wegen damals noch schwacher Abmahnindustrie hat der Raubkopierer (bis auf dem moralischen Aspekt) doppelt „gewonnen“.

Was hilft bei den Kameraakkus? Boykott? Hateletter? Oder einfach mit dem wegklicken von „Fehler-„Meldungen leben und warten bis entweder die Zubehörindustrie die Crypto geknackt hat oder es einen Hack für die Kamera gibt (in Zeiten von Green Lantern und CHDK nicht unwahrscheinlich)?

Ich weiß noch nicht. Vielleicht bleibe ich beim Urlaub auch einfach bei der Point and Shoot. Die hat zwar ihre Schwächen, kann aber direkt geotaggen (warum das die Nachfolger auch nicht mehr können ist mir ebenfalls ein Rätsel) und hat einen etwas größeren immer-dabei-Faktor.