Sei helle!

Die Verwandtschaft hat gebaut. Beim Rundgang ist mir aufgefallen, dass mein Cousin relativ viele Leuchten mit GU10-Halogenlampen hat. Auf die Frage, ob ihm das nicht zu viel kostet meinte er, dass das nur einen Cent pro Stunde ausmacht und es ihm deshalb relativ egal wäre. „Wenn er meint“, dachte ich mir.

Als ich in meine Wohnung eingezogen bin, gab es überall LED. Wo noch konventionelles Leuchtobst installiert war, wurde spätestens mit dem ersten Defekt modernisiert. Außer beim Kühlschrank, Backofen und Badezimmerspiegel bin ich mittlerweile komplett auf der Technologie und beim Stromverbrauch (obwohl der PC viel läuft) deutlich unter dem Durchschnitt meines E-Werkes.

Es hat mir dann doch keine Ruhe gelassen. Also raus den Rechner!

Aber zuerst einmal Vergleichsobjekte finden. Ohne eine Marke bevorzugen zu wollen, habe ich mir zwei vergleichbare Leuchtmittel von Osram rausgesucht:

Die LED ist zwar etwas heller, hat aber einen etwas schlechteren CRI, deswegen behandle ich sie in Sachen Lichtausbeute einfach mal gleich.

Bei einem Strompreis von etwa 28,75 ct/kWh (Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.), kostet die Halogen 1,4375 ct/h und die LED 0,1236 ct/h. Ja, recht hatte er – aber trotzdem lag er falsch. Pauschal hört sich „ein Cent“ wenig an, aber 11,6-mal ist dann doch eine andere Hausnummer, vor allem, da der Cent nur für eine Lampe gilt.

Ein guter Freund von mir hatte bis jetzt auch immer GU10-Halogen in seiner Wohnung. Bei seinem Umzug haben wir ihm nahegelegt, doch auf LED zu wechseln. Im Esszimmer hat er 4 Lampen, im Wohnzimmer 8 in der Leuchte stecken und zumindest letztere ist am Tag etwa 4 Stunden an. Rechnen wir doch einfach mal aus, was nur das Wohnzimmer in einem Jahr jeweils kostet. 4 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr (Urlaub, Sommer/Winter außen vor gelassen) sind 1460 Stunden, also:

  • Halogen: 8 * 1460 h * 1,4375 ct/h = 167,90 Euro/Jahr
  • LED: 8 * 1460 h * 0,1236 ct/h = 14,44 Euro/Jahr

Das ist schon einmal ordentlich, allerdings noch nicht die ganze Wahrheit. Das Stichwort ist „total cost of ownership“. Lampen gehen kaputt und müssen hin und wieder getauscht werden. Die Produktbezeichnungen bei einem Onlineversandhaus eingehackt ergibt: Halogen im 2er-Pack für 5,49 Euro, die LED-Lampe einzeln für 5,99 Euro. Bei dem beispielhaften 1460 h Betrieb sind 73 % der Halogenlampen und 9,73 % der LED-Lampen fällig. Zusätzlich muss man dumm-statistisch gerechnet 5,84- (Halogen) gegen 0,78-mal (LED) pro Jahr auf die Leiter steigen. Rechnet man einfach mal 15 Euro Stundenlohn und 20 Minuten Einsatz (Neue Lampe kaufen, freischalten, Spannungsfreiheit feststellen, Leiter holen, Lampe tauschen, Wiedereinschalten, testen, Leiter aufräumen, kaputte Lampe wegwerfen), kommt man auf zusätzliche Betriebskosten von:

  • Halogen: (5,49/2 Euro + 20 min/(60 min/h) * 15 Euro/h) / (2000 h) = 0,0038725 Euro/h
  • LED: (5,99 Euro + 20 min/(60 min/h) * 15 Euro/h) / (15000 h) = 0,0007326 Euro/h

Und da ist die Gefahr von Arbeitsausfällen durch Unfälle noch gar nicht mitgerechnet 😉

Aber auch hier ist Halogen 5,3-mal teurer als LED. Aufs Jahr und Wohnzimmer gerechnet ergeben sich hier „Wartungskosten“ von immerhin 45,23 Euro (Halogen) bzw. 8,56 Euro (LED).

Unterm Strich kostet also nur die Beleuchtung des Wohnzimmers mit Halogen 213,13 Euro im Jahr, mit LED sind es lediglich 23,00 Euro im gleichen Zeitraum.

Natürlich ist in meiner Rechnung nicht der vollständige ökologische Fußabdruck, aber ich würde mal vermuten, dass die LED ebenfalls günstiger wegkommt, weil weniger produziert werden muss und weniger Müll entsteht.

Einen weiteren Punkt habe ich ebenfalls nicht berücksichtigt: Die Halogen-Lampe ist nach den 2000 Stunden kaputt, also bei 0 Lumen, bei der LED-Lampe gibt der Hersteller nach Nennlebensdauerende noch 70 % des originalen Lichtstromes an. Zwar nicht mehr ganz so knackig aber besser als nichts.