Wortwaage

Vorhin musste ich in den Nachrichten folgendes von unser aller Lieblingsfamilienministerin hören – es ging um „Kinderschutz“-Software für’s Internet.

Hier geht es darum, dass Eltern zum Beispiel Filtersysteme finden – die ausgereift sind – die sie auf die PCs ihrer Kinder laden können, damit die Kinder nur auf kindgeschützte Seiten kommen. Man würde ’n Kind ja auch nicht an einer vielbefahrenen Straße spielen lassen – ohne Aufsicht.

Mehr als Kopfschütteln fiel mir dazu nicht ein.

Das Thema Kinderschutz-Software ist sowieso müßig, da es wohl die meisten Kinder nicht als „sinnvollen“ Schutz, sondern als nervige Barriere sehen bzw. als Herausforderung wahrnehmen, die Software zu umgehen. Zudem dürften viele Eltern allein mit der korrekten Installation und dem Absichern gegen die Deinstallation schlichtweg überfordert sein – und einen Fachmann holt man sich deswegen auch nicht in’s Haus.
Problematischer ist aber vermutlich, dass sich die Eltern ich (falscher) Sicherheit wiegen und ihre Verantwortung an ein Stück Software abgeben. Das ist grundlegend falsch. Mich haben auch schon Eltern gefragt (nachdem ihr Spross sich Gigabyteweise jugendgefährdendes Zeug heruntergeladen hat), ob und welche ich Software empfehlen könne.

Die Antwort lag weder in Soft- noch in Hardware: Mit dem Kind darüber reden, Grenzen aufzeigen, Medienkompetenz beibringen und – wenn’s nicht anders geht – misstrauisch sein. Also regelmäßig den Verlauf im Browser durchsehen bzw. einfach mal auf der Festplatte schauen, was da so drauf ist. Bei jüngeren Internetbenutzern (bei denen obiges noch nichts bringt): dabei sein und am besten keinen Rechner (mit Internet) im Kinderzimmer.

Um dem Titel dieses Posts gerecht zu werden: warum spricht Frau von der Leyen vom „PC ihrer Kinder“? Ein eigener PC (mit Internetanschluss) für den Nachwuchs macht meiner Meinung erst Sinn, wenn genügend Medienkompetenz und vertrauen diesbezüglich vorhanden ist.

Im letzten Satz ihres Statements hat die gute Frau meiner Meinung einen richtigen Patzer gemacht: „ohne Aufsicht“. Ehm? Also ich würde meine Kinder nicht einmal MIT Aufsicht an einer vielbefahrenen Straße spielen lassen. Irgendwann wird man doch mal kurz abgelenkt und schon der Nachwuchs rennt auf die Straße. Ich würde nicht damit leben wollen, mein Leben, das Leben meines Kindes und nicht zuletzt das des Autofahrers zu zerstören, nur weil man sein Kind an der Straße spielen lässt.

Mir ist schon klar, dass unsere Familienministerin in jeder Hinsicht nur Gutes will, aber anscheinend fehlt ihr ein bisschen der Weitblick bei dem, was sich sagt und macht.

Und jetzt ab in die Wuthöhle!