Atom-Atom!

Mit der verabschiedeten Laufzeitverlängerung ist mal wieder eine große Debatte mit noch größeren Demonstrationen losgebrochen. Gleichzeitig wurde nun bekannt, dass in den verschiedenen Endlagern entweder schon mehr als gedacht drin ist oder dass sie undicht o.ä. sind, was den Demonstranten noch mehr Rückenwind gibt.

Ich finde zwar gut, dass diese Leute für ihre Meinung einstehen, halte aber den Ausstieg aus der Atomenergie für zu früh. Denn: Momentan gibt es einfach noch keinen adäquaten Ersatz für die 17 Reaktoren. Für jedes abgeschaltete Atomkraftwerk müssen mehrere Kohlekraftwerke zugeschaltet werden. Nun ratet mal, wo mehr CO2 rauskommt… (ironisch an der Sache: durch die Verbrennung von Kohle kommt mehr radioaktives Material in die Luft, als beim Betrieb eines AKWs). Regenerative Energiequellen sind leider noch kein Ersatz für AKWs. Das Problem ist u. a., dass die Energieabgabe zu undefiniert ist, was in unserem Stromnetz relativ unnütz ist. Der Wind fängt leider nicht an zu wehen, wenn wir unser Schnitzel braten wollen, ähnlich ist es mit der Sonne. Zum Ausgleich müssten Pumpspeicherkraftwerke Tag und Nacht die Last im Netz ausgleichen.

Zweifel an der Nachhaltigkeit habe ich auch an Photovoltaik-Anlagen. Ohne die staatlichen Zulagen amortisiert sich (für Kleinbetreiber wohlbemerkt) so etwas nach vielleicht 20 Jahren. Der Witz ist jedoch, dass die Panele nach ca. 25 Jahren deutlich an Effizienz nachlassen, von notwendigen Reparaturen noch gar nicht gesprochen. Dann kommt noch die Netzeinspeisung: Zwar wird diese vom Staat subventioniert, allerdings ist es eine Milchmädchenrechnung. Die Kosten dafür werden direkt wieder im Strompreis und Steuern umgelegt. Aber auch aus technischer Hinsicht ist die Einspeisung nicht gerade das Gelbe vom Ei: die Wandler liefern oft keine richtige Sinusform, speisen nicht symmetrisch ein und natürlich nur dann, wenn die Sonne scheint. Da freut sich das EVU. Achja: Lustigerweise sind Solarzellen dann am ineffizientesten, wenn man es eigentlich am wenigsten erwarten würde: Hohe Temperaturen drücken den Wirkungsgrad bisweilen ziemlich stark. Nun einmal kurz raten, wann die Temperaturen auf vorwiegend dunklem Material am höchsten sind…

Eines darf in der Diskussion natürlich  nicht unerwähnt bleiben, dass AKWs auch nicht unbedingt sauber sind. Irgendwas muss natürlich mit den alten Brennstäben gemacht werden. Bis vor ein paar Jahren durften sie noch wiederaufbereitet (sprich: recycelt) werden, mittlerweile müssen sie lt. Regierungsvorgaben verbuddelt werden. Wo war Greenpeace da? Ist es denen lieber, dass radioaktives Material in einen alten Salzstock zweifelhafter Dichte geworfen wird, anstatt einen Teil des Zeugs nochmal abzuschwächen?

Natürlich ist es auch möglich, dass alles schief geht und eine Kernschmelze passiert. Viele denken da immer noch an Tschernobyl zurück. So ein Unfall (oder die Verkettung idiotischer Umstände) ist in westlichen Reaktoren in dieser Form nicht möglich. Unsere Reaktoren schalten sich im Fall eines Kontrollverlusts selbst ab, indem der Moderator für die Kernspaltung verdampft. Klar hat man dann auch ein Problem, allerding dürfte es nicht gleich in der Verstrahlung sämtlicher Nachbarländer enden. Auch die Sicherheitsbedenken eines „kontrollierten Flugzeugabsturzes“, sprich eines terroristengelenkten Großraumgeschosses werden meiner Meinung nicht richtig weit gedacht. Eine Maßnahme wäre das Einnebeln des Meilers. Klar, man verliert dadurch das exakte Ziel vor Augen, aber wie sieht es mit nicht so ortskundigen Terroristen aus? An einem ansonsten nebelfreien Tag dürfte ein komplett in Nebel eingehülltes Areal eher ein dickes rotes Kreuz auf der Landkarte als ein Verschleierungsversuch sein. Ok, die Wahrscheinlichkeit, dass direkt das Reaktorgebäude getroffen wird, ist geringer. Trotzdem stelle ich mir als eher kontraproduktiv vor, wenn ein größerer Airbus oder eine Boing unsachgemäß in einem der Gebäude eines AKWs landet. Zudem: Wer sagt denn, dass es ein Flieger sein muss? Es könnte genauso eine GPS-gestützte Boden-Boden-Rakete sein. Die dürfen im Gegensatz zu einem Passagierjets zwar abgeschossen werden aber haben wir die hierfür nötige Infrastruktur?

Abgesehen davon finde ich es irgendwie lustig (oder eher perfid), dass die Protestierenden bei Castor-Transporten dem Behälter recht nahe sind und immer wieder versuchen, den Zug aufzuhalten. Was diese anscheinend nicht wissen: Obwohl der Behälter dicht ist, strahlt er nach außen trotzdem ein bisschen. Durch ihre Aktionen sorgen sie (überspitzt gesagt) für das, was sie eigentlich verhindern wollen: die Verstrahlung von sich selbst und der Umwelt.

Die einzige Lösung, die ich mir momentan als Lösung für das Energieproblem vorstellen könnte, ist die immer wieder vorgestellte aber (soweit ich weiß) noch nicht angefangene Groß-Solaranlage in eine der Wüsten. Diese soll später mit der Sonnenenergie eine Flüssigkeit erhitzen, die eine Turbine treiben soll. Bei Nacht soll das System aus Speichern betrieben werden. Die genauen Details kenne ich leider nicht, allerdings soll die Anlage bei entsprechender Größe einen Großteil des Energiebedarfs (Grund- und Mittellast) von komplett Europa abdecken können. Bleibt zu warten, was daraus wird.