Electronica 2012

Was für ein Tag!

Heute morgen ging es zusammen mit 3 Kommilitonen nach München auf die Electronica 2012. Nach dem übl(ich)en Stau auf dem Münchner Ring konnten wir unsere Tickets unter den Scanner halten. Nachdem ein Kommilitone sein Ticket im Auto liegen hat lassen, hat ihm ein anderer sein „Backupticket“, das er unter dem Namen/Pseudonym „Peter Griffin“ registriert hat, gegeben. Hat genauso funktioniert 😉

Die Ausstellerzahl von über 2500 ist so hoch, dass man gar nicht einmal daran denken darf, auch nur ein viertel der Stände an einem Tag zu sehen. Wir beschränkten uns nahezu auf den Hallenblock A, der auch die meisten interessanten Aussteller für uns beherbergte.

Anfangs waren die Reaktionen auf die „4 Studenten aus Ulm“ etwas abweisend, bei einem Händler für Displays wurden wir schon fast mit dem einfachen in-die-Hand drücken von Blink-Schlüsselanhängern des Standes verwiesen. Eine Visitenkarte habe ich nach Nachfrage zwar noch bekommen, aber dann auch gleich vermerkt „Studenten wohl nicht willkommen“. Tja, wir haben echtes Interesse gezeigt und haben es gar nicht auf Werbegeschenke o. ä. angelegt – zumindest weiß ich jetzt, wo ich in Zukunft (sei es privat oder auch im Job) nichts einkaufen werde.

Ähnlich ging es dann noch an einem weiteren Stand, was sich dann bei den Asiaten deutlich lockerte. Dort war mit dem XieXie für die Businesscard das Eis gebrochen, zumal wohl einer der Mitarbeiter an der Uni studierte, die wir im Sommer besucht hatten.

Bei Sensirion gab es schicke Hygrosensoren zu sehen mit vielen Infos darüber und sogar zum Mitnehmen – gleich in Verbindung mit einem sicken Demoboard (aktuell 42,33%rh Luftfeuchte und 24,61°C im Büro 😉 )

EA (Electronic Assembly) stellte ihre nahezu vollständige Produktpalette aus – schöne LCDs, teils mit viel, teils mit weniger Eigenintelligenz.

Bei einer Firma, die sich auf Coatings spezialisiert hat, durften wir ein paar Muster ansehen, die oberflächenversiegelt waren. Unsichtbar, sehr stark isolierend und relativ kratzfest. Wird nicht nur für Leiterplatten, sondern wurde auch angeblich bei der Kameralinse vom Mars-Rover Curiosity eingesetzt. Gleichzeitig werden damit auch Implantate benetzt. Interessant an dem Verfahren ist auch, dass „das Zeug“ im CVD-Verfahren zwar ziemlich heiß wird, das Zielobjekt aber auf Raumtemperatur bleibt – also kein thermischer Stress – sagense.

Gegen Mittag ging es zur Firma Actron, bei der der Bruder unserer Kommilitonin arbeitet. Dort hatten sie einen zunächst unscheinbaren Demonstrator für einen embedded Computer aufgebaut, dessen CPU am Vortag offiziell vorgestellt wurde. 1,4GHz Quadcore, und bleibt auch bei Last und ohne Kühlkörper noch so auf Temperatur, dass man ihn anfassen kann (selbst getestet). Gleichzeitig ist das Teil aber ein ziemliches Biest. In dem Demonstrator steuerte er 4 Displays (einmal HDMI, rest LVDS) an, wobei alle gleichzeitig mit Full-HD-Material befeuert werden können, bei einem Stromverbrauch von ungefähr 10W. Boardkosten wenn ich mich richtig erinnere um die 150 Euro, allerdings ohne den für „normalos“ erforderlichen DevBoard-Unterbau. Damit geht es leider in die vierstelligen Bereich. Natürlich gab es an dem Stand auch Display, Displays und noch mehr Displays. Leider und verständlicherweise nichts zum mitnehmen.

Ein weiteres Highlight m. M. war der Stand von Farnell – dort war der Raspberry Pi verhältnismäßig stark vertreten, vermutlich auch, weil es ein richtig schönes Produkt ist, das die Damen und Herren von sich aus zeigen können. Eine präsentierte Anwendung war ein Addon-Board, mit dem man Ausgänge (darunter 2 Relais) lokal und per Internetseite ansprechen konnte. Das kannte ich doch irgendwo her, wobei ich zugeben muss, dass die grafische Oberfläche etwas schöner gemacht wurde 😉 Mit von der Partie war Gert van Loo, der sein Gertboard vorstellte und allen Fragen Rede und Antwort stand. Er bestätigte zum einen, dass ab Anfang nächstes Jahres die lang erwartete CSI-Kamera in den Shop kommen wird (5 Megapixel für etwa 25 Pfund/Euro/weißnichtgenau). Auf die Frage, wie es denn mit Displays aussehen würde, verwies er erst auf den HDMI-Anschluss, nach etwas mehr nachbohren, rückte er damit heraus, dass die Entwickler seit einer Woche daran wären, das MIPI DSI (Display Serial Interface) zum Leben zu erwecken. Wird zwar noch eine Weile dauern, aber es wird wohl Onboard-Displays geben. (Wäre sehr schade, wenn nicht). Achja, vielen Dank an die Mädels und Jungs für die Eintrittskarten und die Erfrischungen! (So viel Werbung MUSS sein)

Direkt nebenan bei Atmel wurden ARMs, Wireless-Chips und diverse Entwicklerplattformen vorgestellt. Fast schon ironisch fand ich die Aussage, dass in den neuen Philips Hue-Lampen Atmel-Chips arbeiten – wir erinnern uns, Philips hat eigene Halbleiter, auch Mikroprozessoren, die vor ein paar Jahren in NXP ausgegründet wurden. Das ist Selbstvertrauen. Nachdem ich einen der „AVR-Freaks“ auf mein Problem mit dem Dragon/XMega64A3 ansprach, verwies er auf die neueste Version (Service Pack 2) von Atmel Studio 6. Zuerst dachte ich, dass er mich einfach losschicken wollte, aber Tatsache, es gibt ein November-Update. Update gemacht, gleicher Fehlermeldung. Meeep, falsch. Werde ich wohl doch nochmal Mails schreiben müssen.

Der nächste Big Player war TI. Netter Stand, mit einigen Launchpads und einer für normale ICs wirklich ekelhafte Anwendung: Hochtemperatur. Ok, nicht die Hochtemperatur, die man sonst so kennt, aber für Halbleiter schon ganz ordentlich: bis über 200°C. Neben Mikrocontrollern auch Flash-Speicher. Das Problem hier ist, dass sich bei dem Kram üblicherweise die Bond-Drähte lösen und/oder die Elektronen im Silizium machen, was sie wollen. Wie das genau funktioniert, wurde uns – aus uns unverständlichen Gründen – verschwiegen 😉

In der Halle Nebenan gab’s bei Microchip etwas zu gewinnen. Neben den batteriebetriebenen Vibrationsrasieren, die laut Hostess „auch was für Frauen“ [sic] sind gab es einiges interessantes. Neben Verlosungen wurden auch einige Produkte vorgestellt, darunter ein Controller Gestenerkennung. Sah im Grunde aus wie ein Touchpad, nur dass man es nicht berühren musste. Neben X- und Y-Koordinaten kann dieses (angeblich, leider nicht selbst gesehen) auch die Entfernung des Fingers oder der Hand zur Sensorfläche ermitteln. Für den ganzen Spaß sind wohl nur 4 Leiterbahnen und zwei Flächen (eine zum Erzeugen eines E-Feldes und die andere scheinbar zum Dämpfen desselbigen in der Mitte des Panels) erforderlich. Details gab es leider keine, außer, dass die Auflösung beim Aufsetzen eines Fingers (Multitouch ist nicht möglich) 150dpi sei. Eine Ecke weiter kamen wir mit einem der Sales Manager von Microchip ins Gespräch, der uns zum einen einiges über den Markt erzählte (u. a. dass Microchip SMSC aufgekauft hat) und dass es keinen Sinn macht, kleine Kunden im Vertrieb zu ignorieren oder Technologiefirmen nur an ihren Verkaufszahlen festzunageln. Saugute Einstellung und ich werde mich in nächster Zeit (sobald ich sie wieder habe) etwas intensiver mit PICs auseinandersetzen – einen guten Grund habe ich nun dafür (Danke Alexander)! 😉

Bei Panasonic durften wir noch einen Thermopile-Array-Sensor bestaunen, zu dem es gleich eine Kurzvorlesung zu dessen Funktionsweise gab, betrachten und ausprobieren. Grob gesagt ist das Teil so etwas wie ein kleines Infrarot-Thermometer für große Jungs oder eine Wärmebildkamera für kleine Jungs. Auflösung ist 8×8 Pixel, wobei man mit einer Framerate von 10 Bildern/s ziemlich direkt die Temperatur der Zielfläche ausgespuckt bekommt. Coole Sache, für mich leider noch etwas zu teuer damit es sich lohnen würde, den Sensor zum Spielen anzuschaffen. Anwendungsbereich geht lt. Präsentator in Richtung Anwesenheitserkennung und Medizintechnik.

Natürlich haben wir noch viele andere Stände und Hersteller gesehen, leider zu viel, um es hier weiter auszuführen.

Meine wenigen Fotos muss ich noch checken, werde sie aber bei Zeiten noch hochladen.