Ich hasse sie!

Heute habe ich wieder das gemerkt, das ich die letzten paar Jahre schleichend verdrängt habe:

Ich hasse Content Management Systeme!

Ich hab‘ zwar keinen blassen Schimmer warum, aber aus irgendwelchen Gründen hat bis jetzt keines den Sinn und Zweck erfüllt, den es eigentlich sollte: Arbeit abnehmen und erleichtern.

Es fängt ja schon bei der Installation an: Die meisten kommen als Zip-Archiv daher, das man erst auf seinem lokalen Computer dekomprimiert und dann jede einzelne der (ungelogen!) 5000 Dateien per FTP auf den Server schieben darf.

Was haben die Entwickler denn da bloß geraucht? Abgesehen davon, dass man per FTP eine einzelne Datei deutlich schneller übertragen kann als tausend einzelne – warum sollte ich das Zeug überhaupt auf meinen Rechner herunterladen?

Alle CMS erfordern eine Laufzeitumgebung auf dem Server – sei es nun PHP, ASP, Ruby oder Java. Warum kann man nicht einfach ein kleines Download-Scriptchen machen, das die aktuellste Version direkt vom Projektserver zieht, dort entpackt und automatisch die Installation startet?

Das Installationspaket muss ja nicht einmal komprimiert sein. Einen Tarball kann man native auch in der langsamsten Scriptsprache schneller entpacken, als dass man die Einzeldateien per FTP hochlädt.

Als nächstes kommt die Installation. Daran gibt es zum Glück nur noch vereinzelt etwas auszusetzen. Einzig Joomla brachte eine total irreführende Fehlermeldung, nachdem ich aus Versehen das falsche MySQL-Passwort angegeben habe: „Der Datenbankserver konnte nicht erreicht werden“ (kein Originalton). Sorry, der Datenbankserver läuft, ich höre ihn schon fast schnurren. Nur die Meldung ist die falsche…

Der richtige Albtraum fängt dann bei der Konfiguration an.

Nach einer halben Stunde wurde mir bewusst, dass es eine ganz ganz schlechte Idee war, Typo3 (mit „Introduction Pack“) zu installieren.Was natürlich von Anfang an fehlte, war die deutsche Lokalisierung. Warum man diese im Modul-Update (oder Update-Modul) aktualisieren muss und nicht gleich bei der Installation herunterladen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Auch warum als einzig explizit vorhandene Sprache (neben „Standard“ und „[Alle]“) Dänisch vorhanden ist, weiß wohl nur eine höhere Macht. Wählt man beim Erstellen „Standard“ aus, landet man auf einem Fehler und der gerade geschriebene Text ging ins Nirvana. Was bis jetzt auch ungeklärt ist: Warum ist der zentrale Textblock auf der Hauptseite im Backend (=Administrator) gänzlich verschwunden, obwohl er im Frontend (=was der Besucher sieht) auch nach mehrmaligem Leeren der Caches noch sichtbar ist.

Das Teil läuft nicht „out of the box“ und von einer einfachen Konfiguration kann man in diesem Zustand auch nur träumen. Um aus dem Dänisch ein Deutsch zu machen, muss man im Template-Editor (dessen Ordnerstruktur der des Inhalt-Editors 1:1 entspricht) in bis zu 5-fach verschachtelten Dialogen (wenn man es so nennen mag) Textkonfigurationen anpassen. Wo bleibt da die Arbeitsersparnis?

Fast schon verzweifelt wollte ich die Hilfe konsultieren. Was kommt entgegen? Eine SXW-Datei. WAS? EINE SXW-DATEI??? Wir reden hier über ein Content Management System, das im World Wide Web läuft. Und was kommt da? Eine Open-f….ing-Office-Datei. Wäre es wenigstens ODT oder PDF gewesen, aber Neeein – die Leute, die sich Jahrelang mit der Entwicklung eines Systems beschäftigen, das HTML-Dateien in Massen verarbeiten und ausspucken soll gehen beim Handbuch bzw. der Hilfe komplett andere Wege? Nuts!

Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass es mit Joomla nicht viel besser wurde. Dass die Installation irritierend war, steht ja schon ein paar Zeilen weiter oben. Das war jedoch nicht das einzige. Damit ich nicht auf einem komplett toten System anfangen wollte, wollte ich mir eigentlich die im Setup vorgeschlagenen Demo-Daten ziehen. Was soll ich sagen – bis auf eine Fehlermeldung (XML konnte nicht gelesen werden o.ä.) bekam ich nicht viel. Wesentlich besser wurde es auch später nicht: Nachdem die Installation (oh Wunder!) ohne weitere Reibungen durchlief, wollte ich mir das Ergebnis ansehen.

Schön blöd, dass meine PHP-Installation auf „Entwickler“ getrimmt ist: Ich weiß zwar nicht, wie viele Meldungen es im einzelnen waren, allerdings war der Scrollbalken im Browser nur noch wenige Pixel hoch. Der Grund: unzählbar viele Strict-Warnungen von PHP. Die Entwickler müssen entweder blind oder hart im nehmen sein…

Achja: Um Joomlas Administrator zu lokalisieren ist es ein absoluter Irrglaube, dies über den Modulkatalog auf der offiziellen Seite zu tun. Abgesehen davon, dass dieser in der Modulinstallation/-konfiguration im Administrator mit keinem Wort (oder Hyperlink erwähnt wird), bekommt man im Katalog kein Language Pack, sondern eine komplettes Installationspackage angeboten. Möchte man nur die Lokalisierung, muss man diese auf einer (anscheinend) inoffiziellen Seite herunterladen. Na vielen Dank!

An diesem Punkt angelangt, war es mir dann für heute zu blöd, mich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Achja: In der gesamten Zeit bekam ich noch nicht einmal ein einziges Seiten-Template zu Gesicht.

Die einzigen CMS-artigen Systeme, die ich erfolgreich und zufrieden betreibe sind übrigens WordPress (IMO kein CMS im engeren Sinne) und MediaWiki, wobei ich letzteres keinem „normalen User“ zumuten wollen würde.