Flashen für faule

Und gleich noch einer hinterher:

Hintergrund für das gerade eben gebloggte visacon ist meine akute Faulheit. Weil am aktuellen Mikrocontroller-Projekt die Pins vom ISP anderweitig verwendet werden sollen, musste ein Bootloader auf den AVR. Die Wahl fiel auf Peter Danneggers FastBoot, den ich mit einem anderen Initstring kompiliert habe. Zunächst wollte die 64-Bit-Version von fboot.exe nicht damit sprechen. Für AVRDUDE gibt es zwar einen Patch, der hat es in fast 5 Jahren aber nicht in in die offizielle Version geschafft. Ich habe es versucht, mit Cygwin und MinGW, aber ich bin offenbar zu blöd, diese Software zu kompilieren.

Also habe ich UpdateLoader von Luani verwendet. Das hat eine ansprechende GUI und funktioniert auch prächtig mit meinem abweichenden Passwort, nur hat das Teil einen Nachteil: Es nimmt als Argument nur eine HEX- oder INI-Datei an. Keine wirkliche Scriptingfähigkeit. Ok, Sourcen sind vorhanden, aber ehrlich gesagt wenig Zeit und Lust, mich in Pascal und dessen Entwicklungswerkzeuge einzuarbeiten.

Bleibt die Frage: was macht UpdateLoader anders als fboot? Der Logic Analyzer liefert Erkenntnisse: Leo-Andres war so clever und stellt dem Passwort das Steuerzeichen \r voran. In der Protokoll-Beschreibung vom Bootloader steht auch, dass für die Bestimmung der Baudrate ein high-bit und vier low-bits erwartet werden. im Standardpasswort „Peda“ macht das das „a“ (binär 01100001). Was passiert nun, wenn ich meinem Passwort ein „a“ voranstelle – also nur bei der Verwendung von fboot.exe?

>fboot /C7 /B115200 /IaXYZ /P"program.hex"
COM7 at 115200 Baud: Connected
Bootloader V2.1
Target: 1E9403 fbDEF
Buffer: 512 Byte
Size available: 15872 Byte
Program program.hex: 00000 - 00533 successful
CRC: o.k.
Elapsed time: 0.64 seconds

läuft.

Nur muss ich jedes Mal PuTTy beenden, das Netzteil ausschalten, fboot anwerfen, Netzteil einschalten, PuTTy wieder starten. Muss ich? Nein.

PuTTy kann Profile – und man kann ihm sagen, einen bestimmten Fenstertitel zu verwenden:

putty_fenstertitel

Das ganze als Profil abgespeichert, schon kann man das Programm nach seinen Wünschen per Kommandozeile lostreten:

start putty.exe -load "meinprofil"

Warum das alles? Natürlich um PuTTy ganz einfach beenden zu können:

taskkill /fi "IMAGENAME eq putty.exe" /fi "WindowTitle eq meintitel" /f

Okay, dass man fürs Starten und Beenden ggf. unterschiedliche Bezeichnungen braucht, ist nicht so edel, genauso könnte die Gegenstelle den Fenstertitel verändern. Aber es funktioniert. Debug-Anzeige geht auf und das Flashen kann gestartet werden. Nur muss für das Flashen ein Reset vom Mikrocontroller ausgeführt werden. UpdateLoader kann dazu die DTR-Leitung toggeln, fboot nicht. Aber wofür habe ich mein neuestes Tool geschrieben, wenn nicht für das?

Das Rigol-Netzteil kann außer laut sein auch über den PC gesteuert werden:

visacon.exe USB0::0x1AB1::0x0E11::<snr>::INSTR W "INST CH1; OUTP OFF"

Der Befehl wählt Kanal 1 aus und schaltet ihn sogleich ab. Mit ON statt OFF passiert (oh Wunder) genau das Gegenteil.

es gibt nun also eine kleine BAT-Datei auf meinem Rechner:

taskkill /fi "IMAGENAME eq putty.exe" /fi "WindowTitle eq meintitel" /f
visacon.exe USB0::0x1AB1::0x0E11::<snr>::INSTR W "INST CH1; OUTP OFF"
timeout 1
visacon.exe USB0::0x1AB1::0x0E11::<snr>::INSTR W "INST CH1" W "OUTP ON"
fboot /C7 /B115200 /IaXYZ /P"program.hex"
start putty.exe -load "meinprofil"

Der Timeout-Befehl gibt dem Elko auf der Leiterkarte Zeit sich zu entladen. Bis jetzt funktioniert das Ganze wie ’ne Eins.

Jetzt sollte nur noch Atmel Studio nach dem erfolgreichen Build… Moment:

AS7_Buildevents
Warum es dafür keinen Wiki-Artikel gibt? Steht doch oben, weil ich faul bin.

visacon

Messautomatisierung ist etwas tolles und – wenn man sich damit einmal grundlegend beschäftigt hat – vor allem sehr einfach. Nur leider braucht man in den meisten Fällen irgendeine Entwicklungsumgebung, um mit über VISA mit den Instrumenten zu sprechen. Es gibt zwar noch NI MAX oder Hewlentsight IO Libraries Suite, mit letzterem kann man zwar auch automatisieren aber für manche Anwendungen ist es einfach etwas unpraktisch.

Für manche Anwendungen würde eine einfache Batchfile absolut ausreichen, nur daraus VISA sprechen? Ich habe zumindest kein Programm gefunden. Mit VBS/JScript bzw. dem, was der Windows Scripting Host hergibt, geht es wohl auch nicht so einfach.

Man darf sich nicht über Dinge beschweren, die man selbst machen könnte. Also habe ich ein kleines Kommandozeilen-Programm geschrieben: visacon.

Es verwendet das, was National Instruments mit dem Bollwerk an Treibern mitbringt – die beiden Assemblies NationalInstruments.Common und NationalInstruments.VisaNS. An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass ich nicht der Urheber dieser DLLs bin und auch keinerlei Rechte daran besitze. Der Compiler hat sie einfach gelinkt und im Release-Verzeichnis abgelegt.

Das Programm ist einfach gestrickt – es versucht die angegebene Ressource zu öffnen und führt dann Write- und Query-Befehle aus – die Syntax ist wie folgt:

visacon.exe <resourcename> ((W|R) „<cmd>“)+

Wer der Regulären Ausdrücke nicht mächtig ist: als ersten Parameter muss man den Resourcennamen (natürlich ohne spitze Klammern) angeben, danach W für einen Write-Befehl oder Q für einen Query-Befehl. Im Anschluss daran den jeweilig auszuführenden SCPI-Befehl. Die letzten beiden Argumente kann man beliebig oft wiederholen. Alle Ergebnisse der Queries werden in der Konsole ausgegeben. Tritt ein Fehler auf, wird die zugehörige Exception ausgespuckt.

Benötigt werden funktionierende VISA-Treiber, .NET 4.0 und die Kommandozeile.

Viel Spaß damit!