Die Goobay Steckdosenleiste

Der neue Rechner steht da und funktioniert soweit, nur gibt es nun ein Problem: Die Leitungsschutzschalter in meiner Wohnung sind nach über 30 Jahren schon ziemlich ausgenudelt und nachdem mein PC samt Peripherie bei Nichtbenutzung vom Strom getrennt wird (bisweilen mit Taster + Stromstoßschalter) ist der Einschaltstrom zu viel für den LSS, auf dem die halbe Butze hängt.

Beim alten PC habe ich immer hinter das Gehäuse gefasst und das Netzteil vor dem Betätigen des Hauptschalters kurz ausgeknipst. Neue Gehäuse haben das Netzteil unten verbaut, hieße: unter den Tisch krabbeln.

eBay fördert ein Wunderwerk des China-Exports zu Tage: eine Steckdosenleiste mit Haupt- und Einzelschaltern, sogar noch genug von der Sorte um den Drucker und Verstärker getrennt zu schalten (seitdem ich einen DAC und vernünftige Kopfhörer habe, bleiben die größeren Lautsprecher öfter aus). Also bestellt und zwei Tage später von innen bewundert:

Eine Kombination aus Ultraschallschweißen und Verlöten – Einzelne Leitungen zu den Dosen hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet, eher dass die Federkontakte direkt an die Schalter gelötet sind…

Der Hauptschalter ist zweipolig – so wie es sein sollte. Die Einzelschalter knipsen leider nur einpolig aus. Ich hatte schon vor dem Kauf noch die Hoffnung, dass die LED anzeigt, wenn die Phase auf der richtigen Seite hängt, ein genauerer Blick verrät aber:

Nope, nix schickes drin, nur ein Kondensatornetzteil damit nicht nur die Schalter sondern die (selbstverständlich) blaue und viel zu helle LED die Netzhaut runterbrennt. Immerhin: Es gibt tatsächlich einen Überspannungsschutz. Wie gut er ist habe ich nicht weiter untersucht.

Jetzt aber noch kurz, warum ich von den einpoligen Schaltern und der nicht vorhandenen Phasenanzeige nicht so begeistert bin:

Der Schalter ist aus, der Lügenstift leuchtet aber trotzdem – nanu?

Es ist ausnahmsweise keine Fehlfunktion des „Phasenprüfers“, an der Buchse liegen tatsächlich 230 V an. Der Grund ist einfach wie fatal: unsere (sonst eigentlich gut durchdachten Schuko-Stecker) kann man in beide Richtungen stecken und es gibt m.W. auch keine Vorgaben, wo an Steckdosen die Phase hängen muss. Wenn nun ein einpoliger Schalter auf diese Unbekannte stößt, besteht eine 50:50-Chance, dass es nicht leuchtet, dafür aber brennt.

An Geräten mit Metallgehäuse kann man sich dadurch entweder lustige Elektrovibration oder einen eher unangenehmen Schlag abholen (da muss dann aber schon mehr schief gegangen sein), schön ist es trotzdem nicht.

Ich hab an beiden Enden (Stecker und Buchsen) nun einfach die dauerhaft verbundene Seite mit „N“ beschriftet und mich nochmal an der Steckdose anlügen lassen.

Bezüglich der Leitungsschutzschalter: Der Techniker ist informiert, dabei wird dann auch gleich der uralt-FI in den Ruhestand geschickt.

廉价 oder 有利

Günstig oder billig?

Ein Kollege brachte heute ein Stück Technik vorbei, das zwar funktionierte, aber nicht so richtig wertig wirkte:

Links ist das gute Stück, rechts ein zum Verwechseln ähnlicher USB-Charger von Samsung. Abgesehen von der Größe und und dem fehlenden Samsung-Logo (ok, das CE-Logo sieht auch eher nach „China Export“ aus) merkt man den Unterschied, wenn die Steckernetzteile in der Hand hält: Das Gewicht ist doch ziemlich unterschiedlich: Der Samsung-Charger wiegt mit 40 g ein bisschen mehr als doppelt so viel wie das Teil aus dem Reich der Mitte (18 g).

Mit ein bisschen Gewalt am oberen Ende offenbarte das Ladegerät seine inneren Werte, die man vorher schon an der USB-Buchse riechen konnte (heißes Hartpapier). Entsprechend meinen Erwartungen wurde ich nicht enttäuscht:

Hmmm, Crusty!

Zum Vergleich die Innereien eines anderen Samsung-Ladegerätes, das ich mal auseinandergenommen habe (IIRC ohne „adaptive fast charging“):

Auffälligster Unterschied: Eine richtige Sicherung, eine Common-Mode-Choke zur Funkentstörung, bisschen höherwertige Kondensatoren (wobei mir „Chang“ nicht als besonders hochwertig in Erinnerung ist), ein im Vergleich richtig fetter Transformator und ein halbwegs seriöser X-Kondensator zwischen Primär- und Sekundärseite. Der größte und auffälligste Unterschied: Eine Isolationsplatte, die durch den Slot zwischen Netzspannung und Schutzkleinspannung greift. In den Bildern sieht man es leider nicht so richtig: sie ragt 3,5 mm über die andere Seite der Leiterkarte heraus.

Aber auch auf der Unterseite sieht man deutliche Unterschiede. Zunächst, als Positivbeispiel Samsung:


Muss man noch etwas dazu sagen?

…und nun das, was man für 3,50 1,86 Euro mit USB-Kabel und Versand bekommt:

Der Isolationsabstand zwischen Primär- und Sekundärseite beträgt ca. 1,5 mm. Die Kriechstrecke sollte IIRC eher die vierfache Breite haben

Völlig unklar ist auch, wie gut die Wicklungen im Trafo voneinander isoliert sind. Wenn man genauer hinsieht, kann man zwar noch eine rote Folie unter der äußeren Wicklung erkennen, aber die Zweifel bleiben

Kurzgesagt: Das Teil würde ich definitiv nicht an mein Telefon oder etwas anderes anschließen.

Noch ein weiteres Leckerchen: Die Interpretation einer Sicherung (der Eingangswiderstand) oder besser sein Beinchen (unten mitte-links im Bild) ist so ungeschickt abgeschnitten, dass der Pin sehr nah in Richtung Ausgangsseite des Gleichrichters reicht.

Den Ausfall dürfte man dann ziemlich schnell merken 😉